Real Madrids Toni Kroos (l) zeigte gegen den FC Chelsea eine starke Leistung. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Shaun Brooks/Action Plus Sports via ZUMA Wire/dpa)

640 Millionen Euro. So viel Geld hat der FC Chelsea geschätzt für die 15 Spieler ausgegeben, die im eigenen Stadion gegen Real Madrid aus der Champions League flogen. 0:2 im Rückspiel, 0:2 im Hinspiel: Die kaufwütigen Londoner machten in diesem Viertelfinale noch einmal jene Erfahrung, die sie selbst oder Manchester City oder Paris Saint-Germain bereits aus der vergangenen Saison kennen.

Ein mit schier unbegrenzten finanziellen Möglichkeiten ausgestatteter Club versucht alles, um es auf Europas Fußball-Thron zu schaffen. Und lernt dann auf dem Weg dorthin, dass man genau die Erfahrung, die Abgeklärtheit und die perfekte Abstimmung nirgendwo kaufen kann, die Real Madrid allen anderen Teams voraus hat.

Zum 11. Mal in 13 Jahren steht der Rekordsieger der Champions League im Halbfinale dieses Wettbewerbs. Allein fünfmal gewannen die Spanier den Titel in den vergangenen neun Jahren. Die Protagonisten sind im April 2023 noch dieselben wie 2016, 2017 oder 2018: Mittelstürmer Karim Benzema (36), Mittelfeldmotor Luka Modric (37) – und dessen kongenialer deutscher Partner Toni Kroos (33).

Kroos kennt Reals Erfolgsgeheimnis

«Wenn Spieler wie Karim Benzema, Modric und Kroos Ruhe haben – warum sollten wir dann nervös sein?», sagte der deutsche Nationalspieler Antonio Rüdiger nach dem Chelsea-Spiel über die Wirkung, die dieses erfahrene Trio auf den Rest des Teams hat.

Kroos selbst erklärte das Erfolgsgeheimnis von Real bei «Prime Video» so: «Wir haben insgesamt eine Mannschaft, die zusammen ein bisschen was erlebt hat, die in vielen Spielen sehr viel leiden musste. Wenn du solche Phasen überstehst und oftmals noch als Sieger hervorgehst, dann gibt dir das in diesen Spielen die Ruhe und den Glauben, es am Ende doch noch hinzubekommen.»

Mit 33 Jahren liefert der Weltmeister von 2014 selbst auf diesem Niveau noch so beständig ab, dass er in London nicht bloß nach der Champions League gefragt wurde. Konkret ging es in dem Interview auch darum, wie lange Kroos noch bei Real bleibt und ob er sich ein Jahr vor der Europameisterschaft im eigenen Land nicht doch ein Comeback in der deutschen Nationalmannschaft vorstellen könne.

Beide Themen handelte der gebürtige Greifswalder so schnörkellos ab, wie er auch spielt. Die Verlängerung seines auslaufenden Vertrags in Madrid ist intern längst besprochen, aber bloß noch nicht offiziell verkündet. «Theoretisch kann ich ja seit dem 1. Januar irgendwo anders unterschreiben. Aber diesen Quatsch haben wir gar nicht erst angefangen», sagte Kroos. Zwischen ihm und Real gebe es «ein großes Vertrauensverhältnis. Und so wird das höchstwahrscheinlich noch eine Zeit weitergehen».

Kroos schließt DFB-Comeback aus

Und die Nationalmannschaft? «Wenn ein Norddeutscher so eine Entscheidung trifft, dann ist sie auch in Stein gemeißelt», erklärte Kroos. Einen Rücktritt vom Rücktritt kann er sich nicht vorstellen.

So wie es überhaupt zu den vielen Erfolgsfaktoren von Real Madrid in der Champions League gehört, sich jedes Jahr vor allem auf diesen einen bedeutendsten Wettbewerb zu konzentrieren. In der spanischen Meisterschaft liegt Real aktuell elf Punkte hinter dem FC Barcelona. Und in ihren Nationalteams spielen auch Benzema (Frankreich) und Dani Carvajal (Spanien) gar nicht oder kaum mehr.

Was Kontinuität und den Aufbau einer erfolgreichen Mannschaft angeht, kann sich der FC Chelsea von den Spaniern einiges abschauen. Allein im Winter kamen acht neue Spieler für mehr als 300 Millionen Euro. Das kann selbst nach Meinung des erfahrenen Chelsea-Spielers Thiago Silva nicht funktionieren. «Wir müssen damit aufhören und uns eine Strategie zurechtlegen. Sonst werden wir in der nächsten Saison die gleichen Fehler machen», sagte der Brasilianer nach dem Aus gegen Real.

Sebastian Stiekel, dpa

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