Stellten ein besonderes Projekt im deutschen Fußball vor: Fortuna-Vorstandsboss Alexander Jobst (l) und Klaus Allofs. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Oliver Berg/dpa)

Fortuna Düsseldorf versucht sich an einer Fußball-Revolution und will Fans schon in der kommenden Saison bei mindestens drei Zweitliga-Heimspielen freien Eintritt gewähren.

Mithilfe von Sponsorengeldern in Höhe von 45 Millionen Euro soll die Zahl der für Zuschauer kostenlosen Partien in Zukunft immer weiter steigen, die strategische Neuausrichtung soll den Club zudem wieder zurück in die Bundesliga führen. Der Slogan: «Fortuna für alle».

«Beginn einer neuen Reise»

«Das ist für uns der Beginn einer neuen Reise. Wir sind dankbar, dass wir uns mit unseren Partnern eine wirtschaftliche Grundlage geschaffen haben», sagte Vorstandvorsitzender Alexander Jobst. Die bisherigen Partner für das neue Modell sind in den nächsten fünf Jahren die Provinzial Versicherung, die Targobank, das amerikanische Informationstechnikunternehmen Hewlett Packard Enterprise sowie die Initiative Common Goal.

«Wir wollen in der neuen Saison mindestens drei Spiele ohne Eintrittsgeld anbieten. Unser Ziel ist 17 Freispiele für alle», sagte Fortuna-Boss Jobst. Wieviel Zeit dieses Ziel benötigt, sei aber noch nicht absehbar. Bislang hat der Zweitligist in der laufenden Saison einen Zuschauerschnitt von knapp 30.000 Besuchern. Ausverkauft war die Arena zuletzt erstmals wieder seit 2019 im Heimspiel gegen den Hamburger SV mit 52.200 Zuschauern.

Clubchef Jobst erklärte, dass auch wirtschaftliche Notwendigkeit für den Schritt bestanden habe. «Wir hatten Stagnation in einigen Geschäftsbereichen. Dieses Projekt gibt uns Stabilität. Wir wollen ja auch einen wettbewerbsfähigen Kader aufstellen», meinte der 49-Jährige. 

«Das ist etwas, das es noch nie gegeben hat und kann wirklich eine Revolution im Profi-Fußball auslösen», sagte Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller. Der CDU-Politiker will weitere Wege mit dem Club finden, Fortuna stärker in der Stadt zu verankern.  Auch die Stadt Düsseldorf hat als Stadioneigner Interesse an einem erfolgreichen Fußballclub. «Dieses einzigartige Konzept zeigt, was Düsseldorf kann, und ist ein Gewinn für unsere Sportstadt», sagte Keller. 

Wie werden die Sponsorengelder eingesetzt?

Neben Investitionen in den Profikader sollen 20 Prozent in den Nachwuchsbereich und den Frauenfußball gehen. Auch die digitale Infrastruktur und die Arena sollen mit 20 Prozent profitieren. Mit zehn Prozent wird der Breitensport in der Stadt gefördert.

Wie erhalten Fans die Eintrittskarten?

Man muss sich auf einer digitalen Plattform anmelden und bewerben. Das Gästekontingent wird über die jeweiligen Vereine abgewickelt. Dauerkartenbesitzer erhalten ihren Platz, Mitglieder haben bei der Bestellung einen Zeitvorsprung. Ziel sei es, allen Fans kostenlosen Eintritt zu ermöglichen. «Aber die Nachfrage wird das Angebot übersteigen», sagte Jobst. Dafür gibt es dann einen Verlosungsprozess.

Wie haben Fans die Nachricht aufgenommen?

Fansprecher Jost Peter sieht die Pläne von Fortuna Düsseldorf, wonach künftig Zuschauer kostenfrei Fußballspiele anschauen dürfen, durchweg positiv. «Fußball für alle – das begrüßen wir alle. Das ist ja auch unser Motto», sagte der Vorsitzende des Fanbündnisses «Unsere Kurve» am Mittwoch. «Wir finden es gut, dass Fortuna Düsseldorf da ein Zeichen setzt.» 

Wie reagiert die Konkurrenz?

Die Reaktionen anderer Clubs auf die Aktion ist bislang eher zurückhaltend. «Das ist fraglos ein interessanter, kreativer und nicht zuletzt auch schlagzeilenträchtiger Ansatz der Kollegen aus Düsseldorf. In der Umsetzung gibt es zahlreiche Aspekte zu beachten. Insofern werden wir den Test der Fortuna aufmerksam beobachten», sagte Frank Briel, Geschäftsführer des Bundesligisten TSG Hoffenheim. Nachbar 1. FC Köln stellte klar: «Für ein dauerhaft funktionierendes Modell geht es letztlich um die Frage, wie das Profifußball- und Stadionerlebnis finanziert wird. Wir können das nicht ohne die Ticketeinnahmen unserer großartigen Fans», sagte FC-Geschäftsführer Markus Rejek.

Die Düsseldorfer EG aus der Deutschen Eishockey Liga hat die Pläne mit großem Interesse und Anerkennung verfolgt. Negative Folgen für die DEG im Hinblick auf eigene Zuschauerzahlen befürchtet der achtmalige deutsche Meister wohl nicht. «Wenn es möglich ist, den Profisport – welchen auch immer – den Fans ohne Kosten zur Verfügung zu stellen, ist das ein bemerkenswerter und höchst anzuerkennender Schritt», sagte DEG-Geschäftsführer Harald Wirtz.

Morten Ritter, dpa

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