Dortmunds Spieler feiern den Sieg vor der Südtribüne. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Bernd Thissen/dpa)

Eine Kampfansage an den FC Bayern kam bei aller Euphorie niemandem beim BVB über die Lippen. Doch in der ersten Freude über das 6:0 (3:0)-Spektakel gegen den VfL Wolfsburg klang das Statement von Sebastian Kehl zumindest wie eine Dortmunder Grußbotschaft an den Tabellenführer aus München.

«Das macht schon Eindruck. Der eine oder andere wird heute vor dem Fernsehen gesessen und gesagt haben, das ist schon ein Ausrufezeichen», kommentierte der Sportdirektor den höchsten Saisonsieg der groß aufspielenden Borussia.

Obwohl den Dortmundern die Rückkehr an die Bundesliga-Tabellenspitze verwehrt blieb und der FC Bayern nach dem 2:1 in Bremen weiter mit einem Punkt vorn liegt, empfand auch Trainer Edin Terzic den zehnten Heimsieg seines Teams in Serie als Mutmacher für den Showdown im Meisterkrimi.

«Die Saison hat uns gezeigt, wie verrückt sie ist und wie viele Probleme es bei nahezu allen Vereinen gab. Wir werden alles dafür tun, dass es verrückt bleibt und wir am Ende etwas zu feiern haben», sagte der Coach voller Hoffnung auf einen Patzer der Bayern und einem neuerlichen Führungswechsel. Ähnlich zuversichtlich klang Nationalspieler Emre Can: «Es ist noch lange nicht entschieden. Unser Glaube ist auf jeden Fall noch da.»

Lob von Terzic

Es passte ins Bild einer erfolgshungrigen Mannschaft, dass Karim Adeyemi trotz einer mit zwei Toren (14./59.) gekrönten Gala-Vorstellung von seinem kongenialen Mitstreiter Jude Bellingham (54./86.) aufgemuntert werden musste. Der verschossene Foulelfmeter in der 64. Minute minderte die Freude über sein bestes Spiel im BVB-Trikot: «Ich habe meinen Tag ein wenig ruiniert. Ich war in diesem Moment untröstlich.»

Mit der Aussicht auf seinen ersten Bundesliga-Dreierpack hatte sich der 21-Jährige um die Ausführung des Elfmeters bemüht und selbst den kurz zuvor eingewechselten etatmäßigen Schützen Marco Reus überredet, ihm den Ball zu überlassen. Reumütig ließ Adeyemi das Geschehen Revue passieren: «Ich muss den Ball lieber an Marco geben, das wäre besser gewesen. Als Erstes geht es um die Mannschaft und nicht um mich.»

Doch an einem Tag wie diesem konnten alle Dortmunder Adeyemis Fehlschuss locker verschmerzen. Terzic war dennoch voll des Lobes über den laut Geschwindigkeitsmessungen schnellsten Bundesligaspieler: «Von seinen geschätzten 100 Aktionen waren 99 richtig gut. Wie er heute seine fast 37 km/h eingesetzt hat, war herausragend.» Dass auch Bellingham trotz der jüngsten Spekulationen über einen nahen Wechsel zu Real Madrid zu großer Form auflief und sich Routinier Mats Hummels als unermüdlicher Zweikämpfer Bestnoten verdiente, sprach für die Arbeit von Terzic in den vergangenen Tagen.

«Geht darum, immer wieder aufzustehen»

Kaum vorstellbar, wie eine Mannschaft mit solchen Qualitäten vor einer Woche beim Abstiegsaspiranten in Bochum (1:1) die Tabellenführung verspielen konnte. Oder sich gegen die «Kellerkinder» Schalke (2:2) und Stuttgart (3:3) ebenfalls mit einem Remis begnügen musste.

Terzic erinnerte an das Stimmungstief am vergangenen Spieltag: «Noch vor einer Woche musste ich blöde Fragen beantworten. Vielleicht ist es die Saison der Rückschläge. Aber es geht darum, immer wieder aufzustehen und zu zeigen, dass man es besser kann.»

Bei noch ausstehenden drei Spielen gegen Mönchengladbach, in Augsburg und gegen Mainz muss der Tabellenzweite nun weiter auf eine Schwäche des Titelverteidigers hoffen, der seine Aufgabe in Bremen einen Tag zuvor mit deutlich weniger Glanz gemeistert hatte.

Nur selten dürfte Sportdirektor Kehl dem Dortmunder Erzrivalen FC Schalke einen Sieg mehr gewünscht haben als bei dessen Spiel am Samstag in München. «Wir wären nicht böse, wenn wir ein bisschen Hilfe bekommen würden», kommentierte der einstige BVB-Profi, «wir brauchen Hilfe. So ehrlich müssen wir sein.»

Heinz Büse und Ann-Marie Utz, dpa

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