Die Japanerinnen Moeka Minami (l-r), Risa Shimizu und Fuka Nagano spielen bislang eine starke WM. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Alessandra Tarantino/AP/dpa)

In einer der bittersten Stunden der deutschen Fußballerinnen war Fuka Nagano erst zwölf Jahre alt. Doch der sensationelle Sieg der Japanerinnen über die Gastgeberinnen aus Deutschland bei der Weltmeisterschaft 2011 inspirierte die heutige Nationalspielerin zu ihrer Karriere. Im Halbfinale ging es damals dann gegen die Schwedinnen – wie nun im WM-Viertelfinale der Japanerinnen im neuseeländischen Auckland.  

«Ich erinnere mich sehr gut an die Tore. Als ich aufgewachsen bin, habe ich die Nadeshiko-Spielerinnen viele Jahre lang verfolgt», erzählte die 24-jährige Nagano vor der Partie am Freitag (9.30 Uhr MESZ/ARD). «Insofern möchte ich der jüngeren Generation zeigen, dass wir jeden schlagen können und so viele junge Zuschauer als möglich inspirieren.»  

Zweiter WM-Stern für Japan?

Wenn Japan ins Halbfinale einziehen sollte, dann werden sich beim Deutschen Fußball-Bund viele an 2011 erinnern: Damals flog das Team von Bundestrainerin Silvia Neid ebenfalls in der Runde der letzten Acht (0:1 nach Verlängerung) gegen die späteren Titelgewinnerinnen aus Asien raus – die Bestürzung bei den Gastgeberinnen hätte größer nicht sein können. Jetzt greifen die bisher so starken Japanerinnen in Australien und Neuseeland nach ihrem zweiten WM-Stern. 

Für die Auswahl um Kapitänin Saki Kumagai – die 32-Jährige wechselte diesen Sommer vom deutschen Meister FC Bayern München zur AS Rom – geht es gegen Schweden um den Einzug ins Halbfinale. Längst gilt Japan als ein Topfavorit: Der WM-Zweite von 2015 rauschte nur so durch die Vorrunde, besiegte dabei unter anderem Spanien mit 4:0 und kassierte erst beim 3:1 im Achtelfinale gegen Norwegen das erste Gegentor im Turnier.

Ordnung und Origami

Dass Japan nicht nur mit blitzsauberem Fußball glänzen kann, haben die DFB-Männer bereits bei ihrem desaströsen WM-Aus 2022 in Katar erlebt: Da hinterließ der Gegner eine perfekt aufgeräumte Spielerkabine – und einige Origami. Falten die Kickerinnen bei ihrer WM nun weitere Gegner zusammen? Trainer Futoshi Ikeda kann vor allem auf Hinata Miyazawa bauen: Die 23-Jährige erzielte bereits fünf Tore – und trägt ein weißes Haarband zu Ehren ihres Idols Nahomi Kawasumi, die 2011 wie Kumagai Weltmeisterin wurde.  

«Wir sind bereit, gegen jeden Gegner zu kämpfen», warnte Kumagai. «Das liegt meiner Meinung nach an unserer guten Vorbereitung. Dass wir in der Lage sind, die Taktik je nach Gegner zu wechseln, ist ein sehr positiver Aspekt.» Die Abwehrspielerin führt ein junges Team an, das größtenteils aus den U20-Weltmeisterinnen von 2018 besteht.    

Kampf um Aufmerksamkeit

Trotz ihrer bisherigen Erfolge müssen die Japanerinnen in ihrer Heimat noch um Aufmerksamkeit kämpfen. Ihre beiden ersten Gruppenspiele wurden – aus Rücksicht auf ein Sumo-Turnier – nur auf einem Satellitenkanal ausgestrahlt. Das Spanien-Spiel lief im Hauptprogramm des öffentlich-rechtlichen Senders NHK: Aber nur 6,4 Prozent der Haushalte in der Kanto-Region, zu der auch Tokio gehört, schauten dabei nach Angaben der «Japan Times» zu.  

Der Mangel an Medienpräsenz und Bekanntheitsgrad sei ein Symptom dafür, dass es dem japanischen Fußballverband nicht gelungen sei, einen langfristigen Plan nach dem Triumph von 2011 zu entwickeln, schreibt die Zeitung. Damals hatten die USA in Frankfurt/Main das Endspiel mit 1:3 im Elfmeterschießen verloren.

Schwedens Geheimrezept

Schweden ist vor allem vor dem schnellen Passspiel der «Nadeshiko» – das Wort soll die Anmut, Bescheidenheit, Reinheit und Schönheit japanischer Frauen preisen – gewarnt. Lina Hurtig, die gegen die USA den entscheidenden Elfmeter verwandelte, gab das Erfolgsrezept für das Viertelfinale aus. «Gib denen nicht den Ball», sagte sie auf die Frage eines Reporters, worauf es ankommen werde. Sie stellte ihre Mannschaft bereits darauf ein, dass es vor allem in der Defensive anstrengend werde.

Die Schwedinnen haben aber in Zecira Musovic eine herausragende Torhüterin zu bieten. Die 27-Jährige vom FC Chelsea wurde beim Achtelfinal-Sieg im Elfmeterschießen gegen die Titelverteidigerinnen aus den USA zur großen Matchwinnerin und mit Lob aus In- und Ausland überschüttet. In den wenigen Tagen seit diesem Coup hat ihr Instagram-Profil 80.000 neue Follower erhalten.

Von Ulrike John, Lars Nicolysen und Steffen Trumpf, dpa

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