Bayern-Trainer Thomas Tuchel auf dem Oktoberfest. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Felix Hörhager/dpa)

Thomas Tuchel hatte die Tracht wieder in Trainingsklamotten umgetauscht. Nach einem perfekten Oktoberfest-Wochenende mit der Übernahme der Tabellenspitze will der 50-Jährige mit Neuzugang Daniel Peretz im Tor den nächsten Pokal-Kater des FC Bayern auf jeden Fall vermeiden.

«Eine klassische Pokalkonstellation», sagte Tuchel am Tag vor dem Erstrunden-Match bei Fußball-Drittligist Preußen Münster. «Wir wollen nach Berlin, wollen ins Finale und dazu müssen wir Schritt für Schritt die Spiele gewinnen», sagte Tuchel zwei Tage nach der Tor-Show von Harry Kane & Co. beim 7:0 gegen den VfL Bochum. Diese sollte den ohnehin großen Respekt beim Drittliga-15. vor dem Rekordpokalsieger weiter vergrößert haben.

Der im Sommer für fünf Millionen Euro von Maccabi Tel Aviv verpflichtete Peretz dürfte am Dienstag (20.45 Uhr/ZDF und Sky) im Preußenstadion normalerweise nicht viel Arbeit bekommen. Im Fokus steht der 23-Jährige beim Pflichtspieldebüt aber allemal. «Das ist wichtig für ihn, wichtig für den Notfall, das hat aus meiner Sicht nur Vorteile», sagte Tuchel. Sven Ulreich gibt er eine Pause. 

Ulreich dann wieder gegen Leipzig im Tor

Im Ausland sei ein Wechsel im Tor im Pokal Usus – und Peretz habe sich den Einsatz verdient, sagte Tuchel. Bei der Neuauflage des Supercup-Duells am Samstag in der Bundesliga bei Pokalsieger RB Leipzig soll wieder Ulreich als Vertreter des noch immer fehlenden Manuel Neuer im Tor stehen. 

Die Final-Sehnsucht im DFB-Pokal ist bei den Münchnern schon ungewöhnlich lange ungestillt. Nach zwei peinlichen Zweitrunden-Pleiten gegen Kiel und Mönchengladbach sowie dem packenden Viertelfinal-Aus im vergangenen Jahr mit einem Elfmeter in der Nachspielzeit gegen Freiburg soll in dieser Saison die Berlin-Absenz unbedingt beendet werden. Solange nicht im Endspiel vertreten waren die Münchner vor über einem Vierteljahrhundert. 

«Die Anspannung, die Konstellation ist einfach einzigartig. Es gibt unzählige Beispiele im Fußball, dass diese Ausgangslage immer Überraschungen bereithält», sagte Tuchel. Angesprochen auf die lange zurückliegende Blamage beim Erstrunden-Aus 1994 beim TSV Vestenbergsgreuth lächelte der Bayern-Coach. «Da habe ich vorm Fernseher gesessen und konnte es nicht glauben. Das ist eine Weile her, da war ich noch ziemlich jung», sagte der 50-Jährige.

Training ohne Wiesn-Kater

Nach dem Wiesnbesuch am Wochenende absolvierten die Bayern-Stars am Nachmittag ohne Kater das Abschlusstraining in München. «Mit Auge», so Thomas Müller, hatten die Profis den Bierzelttermin absolviert. Es sei doch klar, «dass da keiner über die Stränge schlägt», betonte Tuchel.

Nach den Umstellungen beim 7:0 gegen den VfL Bochum könnte er erneut Veränderungen vornehmen. Ob auch mal Kane durchschnaufen darf und Superjoker Mathys Tel von Beginn an ran darf? «Es kann auch sein, dass wir gar nicht so viel rotieren», sagte Tuchel. Er wolle seinem Team gar nicht erst das Signal geben, dass die Partie in Münster weniger wichtig oder leichter als andere sei. 

Ob Jamal Musiala nach leichten körperlichen Beschwerden bei der wegen des Supercups aus dem August verlegten Erstrundenpartie erneut geschont wird, ließ Tuchel offen. Erstmals im Kader wird der von Borussia Dortmund verpflichtete Neuzugang Raphael Guerreiro stehen, der zuletzt wegen eines Muskelbündelrisses lange pausieren musste. Innenverteidiger Matthijs de Ligt fehlt wegen leichter Kniebeschwerden.

Münster-Coach: «Weiß nicht, ob Tuchel sechsmal wechselt»

Münsters Trainer Sascha Hildmann hofft auch ohne Wechselfehler von Bayern-Coach Tuchel auf eine Sensation im DFB-Pokal gegen den FC Bayern. «Ich weiß nicht, ob Thomas Tuchel sechsmal wechselt, aber natürlich gibt es Wunder immer wieder. Im Fußball ist alles möglich», sagte Hildmann mit einem Lächeln. Der 51-Jährige spielte damit auf die Pokalpartie seiner Mannschaft vor zwei Jahren gegen den VfL Wolfsburg an. Weil der damalige Wolfsburger Coach Mark van Bommel sechsmal gewechselt hatte, wurde das Spiel für Preußen Münster gewertet.

Gegen den deutschen Rekordmeister fordert Hildmann von seinem Drittliga-Team nicht nur einen engagierten Auftritt in der Defensive. «Ich will schon, dass wir mutig sind, dass wir Eins-Gegen-Eins-Situationen suchen, wenn wir den Ball mal geklaut haben», sagte er vor dem Erstrundenspiel. «Wir wollen uns ganz, ganz teuer verkaufen.»

Von Christian Kunz und Christian Hollmann, dpa

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