Reals Matchwinner gegen Barcelona: Jude Bellingham. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Joan Monfort/AP/dpa)

Kurz vor seiner nächsten Tore-Gala rief Jude Bellingham bei seinen Liebsten an. «Ich habe meiner Familie gesagt, dass ich an der Reihe wäre, etwas Großes in einem Clásico zu vollbringen. Das habe ich getan», sagte der 20-Jährige nach dem Abpfiff.

Und wie er das getan hat! Mit seinen beiden Treffern drehte der ehemalige Dortmunder Bundesligaprofi das prestigeträchtige Ligaduell beim FC Barcelona spektakulär zum 2:1 erst in der Nachspielzeit. Bellingham ist nach nur gut vier Monaten in Madrid auf dem besten Weg, zum nächsten Weltstar der Königlichen zu reifen.

«Bellingham beherrschte das Geschehen dort, wo früher Messi, Cristiano, Ronaldo oder Ronaldinho regierten. Territorium der Auserwählten», schrieb die spanische Zeitung «Marca» über den ersten Clásico-Auftritt des englischen Nationalspielers. Selbst Real-Trainer Carlo Ancelotti wunderte sich ein wenig über den Senkrechtstarter, der sein Team am elften Spieltag zurück an die Tabellenspitze brachte: «Jeder ist überrascht von seinem Niveau, vor allem von seiner Effizienz vor dem Tor. Ich denke, auf 20 bis 25 Tore kann er problemlos kommen, denn er hat schon sehr gut angefangen.»

Mit 20 Jahren bereits Führungsspieler

Das ist noch untertrieben, denn zehn Treffer in zehn Ligaspielen und drei weitere bei drei Auftritten in der Champions League sind eine herausragende Bilanz für einen Profi, der gar kein richtiger Stürmer ist. Er führt Reals interne Torjägerliste ebenso an wie die von La Liga. Zum Vergleich: In der Vorsaison war der Mittelfeldspieler im Trikot des BVB in insgesamt 42 Begegnungen lediglich 14 Mal erfolgreich. Dortmund erhielt für Bellingham 103 Millionen Euro als feste Ablösesumme, zudem bekommt der deutsche Club Bonuszahlungen bis zu einer maximalen Gesamthöhe von rund 30 Prozent des Fixbetrages.

Diese Summen «wirken inzwischen wie eine Kleinigkeit», schrieb die Zeitung «As» und befand: «Bellingham hat eine neue Ordnung in Madrid aufgebaut. Mit 20 Jahren ist er zum absoluten Anführer der Mannschaft geworden.» Wieder einmal habe «Madrid mit seiner Verpflichtung die richtige Entscheidung getroffen». Nach dem Abgang von Karim Benzema nach Saudi-Arabien hätten im Sommer viele auf Harry Kane geschaut, auch Kylian Mbappé würde nun niemand vermissen. Bellingham und Vinícius Júnior sollen Real dafür führen.

«Er macht einfach immer den Unterschied»

«Er ist unglaublich. Er macht einfach immer den Unterschied. Daran hat er sich schon gewöhnt», sagte der Brasilianer Vinícius Júnior über seinen neuen Teamkollegen. Der 23-Jährige soll eigentlich die wichtigen Tore bei Real schießen, doch im Moment übernimmt das Bellingham. «Zurzeit gelingt mir alles. Ich lerne viel von meinen Mitspielern und den Trainern. Ich will einfach nur lernen und mich verbessern», sagte er. Mit einem Distanzschuss aus über 20 Metern (68. Minute) und einer cleveren Aktion im Strafraum (90.+2) war er in Barcelona erfolgreich. Hinterher tanzten Madrids Fans zum Beatles-Klassiker «Hey Jude».

Ilkay Gündogan verließ da schon enttäuscht den Platz. Der frühe Führungstreffer des Kapitäns der deutschen Nationalmannschaft in der sechsten Minute war für Barcelona zu wenig, auch Torhüter Marc-André ter Stegen konnte Bellinghams Show nicht verhindern. Im ersten Clásico mit vier Deutschen auf dem Rasen nahmen dafür zwei andere Bellingham zum Jubeln in die Arme: Toni Kroos und Antonio Rüdiger. «Unglaublicher Sieg», schrieb Real-Verteidiger Rüdiger zu einem gemeinsamen Foto nach einem Bellingham-Tor bei Instagram.

Von Thomas Wolfer, dpa

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