Traf zum 1:0 der Mainzer gegen Leipzig: Jae-sung Lee. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jürgen Kessler/dpa)

Vor den jubelnden Fans feierten die Mainzer Profis ausgelassen den ersten Bundesliga-Sieg seit April. In der Kabine umarmten sich Interimstrainer Jan Siewert und Sportdirektor Martin Schmidt erleichtert.

Doch alle – Spieler, Trainerteam und Funktionäre – waren sich nach dem emotionalen 2:0 (0:0) des FSV gegen RB Leipzig einig. «Das ist ein Sieg von und für Bo Svensson», sagte Sportvorstand Christian Heidel. Dank des Erfolgs sind die 05er nicht mehr Tabellenletzter.

«Das war das, was sich Bo von uns gewünscht hat. Das war der einzige Wunsch und Appell. Ich hoffe, dass er sich freut zu Hause», sagte Torwart Robin Zentner über den Ex-Trainer, der sich am Donnerstag selbst zum Abschied entschieden hatte. Nachfolger Siewert äußerte: «Ich bin total glücklich. Dieser Sieg ist für den Verein, für die Spieler – und vor allem für Bo Svensson.»

Siewert wohl auch in Darmstadt Mainzer Trainer

Der 41-Jährige hatte seine Chance ergriffen und führte sein Team voller Leidenschaft an. Bei dürftigem Herbstwetter war Siewert unentwegt in seiner Coachingzone unterwegs und feierte vor 30.100 Zuschauern Ballgewinne und gewonnene Zweikämpfe wie eigene Tore. Die Treffer erzielten Jae-sung Lee (76. Minute) und Leandro Barreiro (82.).

Siewert dürfte damit beste Chancen haben, auch am kommenden Samstag (15.30 Uhr/Sky) in Darmstadt auf der Mainzer Bank zu sitzen – und womöglich noch länger. «Er ist bis auf Weiteres Trainer. Die Chancen hat er sich nicht verkleinert. Er hat es selbst in der Hand. Er hat das beste Bewerbungsschreiben verschickt», sagte Sportdirektor Schmidt. Heidel fügte an, der ganz große Druck sei jetzt erst einmal raus. Der Sportvorstand hatte Siewert schon vor dem Leipzig-Spiel als Anwärter für eine längerfristige Tätigkeit genannt.

Nächster Tiefschlag für RB

Für die Leipziger hingegen endet die Woche mit einem weiteren sportlichen Tiefschlag. Nachdem der Titelverteidiger unter der Woche im DFB-Pokal ausgeschieden war, droht das Team von Trainer Marco Rose auch in der Bundesliga den Anschluss an die Spitzengruppe zu verlieren. Ein weitgehend lethargischer und ideenloser Auftritt genügte nicht, um ein Tor zu erzielen – das wurde in der Schlussphase von den gnadenlosen Mainzern bestraft.

«Es fühlt sich gerade nicht gut an. Wir haben zweimal hintereinander gegen tief stehende Gegner zu wenig nach vorne auf die Platte bekommen», sagte Rose. Anders als Tabellenführer Bayer Leverkusen scheint Leipzig derzeit nicht die Stabilität zu haben, um ganz vorne mitzumischen. «Ich sehe uns in der Pflicht. Uns fehlen Kleinigkeiten, aber die Kleinigkeiten können Großes bewirken», sagte Rose.

Schmidt: «Das Matchglück hatten wir»

Emotional wurde es schon vor Anpfiff, als sich die Mainzer Kurve von Svensson und dessen Assistent Babak Keyhanfar verabschiedete. «Danke für Euren Einsatz, Bo und Babak!», stand auf einem großen Transparent. Der plötzliche Abschied von Svensson und der Fall Anwar El Ghazi, von dem sich der Verein nach dessen propalästinensischen Äußerungen im Internet am Freitag getrennt hatte, sorgten in den vergangenen Tagen für in Mainz ungewöhnliche Turbulenzen.

Doch bei kräftigem Wind und permanentem Nieselregen sollte diesmal – erstmals seit 22. April – wieder ein Bundesliga-Sieg für die 05er gelingen. In der Schlussphase setzte sich erst Karim Onisiwo auf rechts durch und flankte auf Lee, der zur überraschenden Führung köpfte. Als Barreiro nur kurze Zeit später zum 2:0 traf – und das Tor nach Video-Überprüfung auch zählte – war das Spiel entschieden. «Das Matchglück hatten wir. Es ist freudig, dass wir den Bock umstoßen konnten», sagte Schmidt.

Patrick Reichardt, dpa

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