Ein bisschen schlampig wie Torwart Lukas Hradecky, aber auch genial wie Florian Wirtz und Alejandro Grimaldo: Bayer Leverkusen bleibt nach einer wechselhaften Partie Tabellenführer der Fußball-Bundesliga.
Die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso setzte sich mit 3:2 (2:0) bei der TSG 1899 Hoffenheim durch und feierte am zehnten Spieltag den neunten Sieg. Danach pustete vor allem Torhüter Hradecky erst mal durch.
«Sehr schön, dass man solche Spiele noch drehen kann. Gerade nachdem ich ein kleines Feuer angezündet habe», sagte der Finne und räumte seinen Patzer vor dem 1:2 lächelnd ein: «Das hat uns nicht gutgetan.»
Die leichtfüßigen Leverkusener lagen zur Pause durch Tore der beiden herausragenden Wirtz (9. Minute) und Grimaldo (45.+1) mit 2:0 scheinbar sicher vorn. Vor 30.150 Zuschauern im ausverkauften Stadion von Sinsheim führte dann ein Fehlpass von Hradecky zum Anschlusstreffer von Anton Stach (56.) aus 35 Metern. Zwei Minuten darauf gelang Hoffenheim durch Wout Weghorst überraschend sogar der zwischenzeitliche Ausgleich. Erneut der Spanier Grimaldo mit dem linken Fuß brachte Bayer aber den Sieg (70.).
Leverkusen stellt Vereinsbestmarke ein
«Er hat schon einen Kuss bekommen», sagte Hradecky später grinsend über Grimaldo, zeigte mit einer Geste aber an, dass es nur ein Luftkuss war: «Nicht auf den Mund.». Im Sky-Interview hatte der 33-Jährige zuvor gemeint: «Die Mannschaft hat mich heute gerettet, wenn wir auch solche Spiele gewinnen, zurückkommen und Charakter zeigen, dann…» Auf das Thema Meisterschaft wollte der Bayer-Keeper aber nicht eingehen.
Mit 15 Partien in Serie ohne Niederlage stellten die Leverkusener jedenfalls ihre Vereinsbestmarke ein – dies war zuletzt 2001/2002 unter Trainer Klaus Toppmöller gelungen. Vor der nächsten Herausforderung in der Europa League am Donnerstag bei FK Karabach Agdam in Aserbaidschan agierte die Bayer-Elf zwar zwischendurch arg lässig, bewies aber erneut ihre spielerische Klasse. «Wir haben wunderbare Kicker, die fußballerisch gut sind, aber auch unterschiedliche Qualitäten haben und auch bereit sind, die hart sind zu arbeiten», sagte Sportdirektor Simon Rolfes.
Wirtz mit Geniestreich vor dem 1:0
Ein Geniestreich wieder einmal von Wirtz begeisterte die 3000 mitgereisten Fans nach nur wenigen Minuten: Der 20 Jahre alte Nationalspieler ließ Robert Skov und Ozan Kabak ins Leere laufen und passte zu Victor Boniface, der das Toptalent maßgerecht bediente. Wirtz brauchte nur noch einzuschießen. Nach dem starken Auftakt ging Leverkusen die Präzision im Angriff verloren. Dennoch erweckten die Supertechniker um Wirtz den Eindruck, als ob sie jederzeit nachlegen könnten – was sie unmittelbar vor der Pause durch Grimaldo nach einer Ecke auch taten.
TSG-Coach Pellegrino Matarazzo hatte schon zuvor über den formstarken Gegner gesagt: «Die sind reif für einen Titel.» Sein Team brachte die Gäste nach der Pause aber urplötzlich in Schwierigkeiten. Drei Minuten nach dem Anschlusstreffer durch Stach prallte ein Schuss von Beier an den Pfosten und Weghorst schob den Ball zum Ausgleich ins Tor. Der niederländische Angreifer vergab sogar noch die dicke Kopfballchance zum 3:2 für die erstarkten Hausherren. Leverkusen reagierte nur kurz verdutzt auf die beiden Gegentore: Grimaldo sicherte Leverkusen mit einem Schlenzer den verdienten Erfolg. Nach solchen präzisen Bällen des Spaniers, verriet Hradecky, «schmeiße ich mich im Training erst gar nicht mehr.»