Paris Brunner (M) brachte Deutschlands U17 gegen Spanien auf die Siegerstraße. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Achmad Ibrahim/AP/dpa)

Die deutschen U17-Nationalspieler um Matchwinner Paris Brunner feierten euphorisch das WM-Halbfinale.

Erstmals seit 13 Jahren steht die Nachwuchsauswahl bei einer Fußball-Weltmeisterschaft wieder unter den letzten Vier und weckt große Hoffnungen auf den ersten Titel. «Es ist eine große Ehre. Wir wollen nicht nur eine der Top 4 sein, wir wollen die Besten sein!», sagte das BVB-Supertalent Brunner.

Beim nervenaufreibenden 1:0 (0:0) gegen dominante Spanier schlüpfte der zuletzt im Club suspendierte Angreifer Brunner in Jakarta mit einem verwandelten Foulelfmeter in der 64. Minute in die Rolle des Torhelden für den höchst effizienten Europameister. «Es war heute eine unheimliche Leistung, das lässt sich gar nicht in Worte fassen», sagte der erleichterte und überglückliche Trainer Christian Wück nach dem größten WM-Erfolg in dieser Altersklasse seit 2011. Der Deutsche Fußball-Bund freute sich nach Stimmungsdämpfern für die A-Nationalmannschaft über eine furiose neue Generation.

Argentinien der Gegner im Halbfinale

«Es fühlt sich jetzt schon richtig gut an, im Halbfinale zu stehen. Es gibt nur vier Mannschaften, die zu den besten der Welt gehören – da sind wir dabei», frohlockte der Coach. Gegner im Halbfinale am Dienstag ist Argentinien nach einem 3:0-Erfolg über Brasilien. «Jetzt unter den Top 4 zu stehen, macht heiß auf mehr», sagte der Nürnberger Abwehrspieler Finn Jeltsch, der zum Spieler des Spiels gekürt wurde.

Wie gewinnt man gegen Spanien? Genau so! Bei schwülwarmer Witterung stemmte sich das Team nicht nur über 90 Minuten, sondern auch in der gefühlt nie enden wollenden und 13 Minuten langen Nachspielzeit erfolgreich gegen die spanische Offensivübermacht. Und das mit deutschen Tugenden. «Wir wollten unsere Körperlichkeit, unseren Willen, unsere Mentalität dagegensetzen. Das haben die Jungs von der ersten bis zur letzten Minute der Nachspielzeit perfekt umgesetzt», sagte Wück.

Kämpfen, grätschen, ackern

Leidenschaftlich warfen sich die DFB-Talente vor 8379 Zuschauern in fast jeden Ball gegen die im Barça-Stil angreifenden Spanier. Sie grätschten und ackerten, zum Teil mussten sie später mit Krämpfen ausgewechselt werden. «Es ist einfach ein wahnsinnig geiles Gefühl», sagte Bayern-Keeper Max Schmitt nach dem Sieg.

Nach turbulenten Wochen genoss Brunner den fünften Sieg im fünften WM-Spiel besonders. Der EM-Torschützenkönig nahm einen ungeschickten Einsatz von Hector Fort im Strafraum dankend an – sicher verwandelte er selbst eine der wenigen deutschen Möglichkeiten. «Ich habe mir gestern vorgestellt, ein Tor zu schießen – und das ist mir heute gelungen. Da machen wir auf jeden Fall weiter», sagte der 17-Jährige, der in diesem Jahr mit der Fritz-Walter-Medaille für den besten Nachwuchsspieler des Jahrgangs geehrt wurde.

Tor nach turbulenten Wochen

Brunner zählte zu dem Team-Quartett, das nach einem Selfie in Sozialen Netzwerken rassistisch beleidigt worden war. Im Verein lief es zuletzt nicht rund für Brunner. Dort wurde er laut BVB-Trainer Edin Terzic wegen eines nicht näher benannten Vorfalls vorübergehend suspendiert. 

Letztmals stand eine deutsche U17 um Rani Khedira und Mitchell Weiser im Jahr 2011 in Mexiko im Halbfinale. Damals wurde das Team Dritter. Nur einmal schafft es der DFB ins Endspiel. 1985 musste sich die Auswahl um Torschützenkönig Marcel Witeczek Nigeria mit 0:2 geschlagen geben. «Wir sind noch dabei und haben natürlich das Ziel, bis zum 2. Dezember hierzubleiben», sagte Wück. Am 2. Dezember findet in Surakarta das Finale statt.

Von Christian Kunz, dpa

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