Bayerns Harry Kane sitzt während der Pressekonferenz zum Arsenal-Rückspiel auf dem Podium. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sven Hoppe/dpa)

Die bösen Gedanken an einen Champions-League-K.o. beim vorletzten Schritt zum Traumziel Wembley lässt Harry Kane gar nicht erst an sich heran. «Think positive», denke positiv, lautet die Herangehensweise des Engländers vor dem Arsenal-Kracher. Mit der verspielten Meisterschaft und dem frühen DFB-Pokal-Aus musste sich der 100 Millionen Euro teure Torjäger im ersten Jahr beim FC Bayern schon abfinden.

Dabei war er doch nach seiner gesamten Profi-Karriere bei Tottenham Hotspur im vergangenen Sommer extra aus London nach München gewechselt, um beim deutschen Rekordchampion endlich Titel und Trophäen zu gewinnen. Und darum ist in Kanes Kopf ein Scheitern im Viertelfinal-Rückspiel am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) gegen den FC Arsenal etwas, was einfach nicht passieren darf. «Jeder Spieler, jeder Verein möchte Titel gewinnen», sagte der 30-Jährige in der Allianz Arena und ergänzte: «Wir haben eine große Möglichkeit vor heimischer Kulisse und wollen die Saison am Leben erhalten.»

«Wir können die Saison noch in eine gute verwandeln»

Kane glaubt sogar, dass dieses vermurkste Bayern-Jahr mit der längst beschlossenen Trennung von Trainer Thomas Tuchel sogar noch ein rauschendes Happy End erfahren könnte, das vieles überstrahlt. «Wir können die Saison noch in eine gute verwandeln, wenn wir die Champions League gewinnen», sagte der Torjäger. Kane gab gut 30 Stunden vor dem Anpfiff verbal den Anführer: «Wir sind bereit! Wir haben einen großen Glauben an uns!»

Große Champions-League-Abende sind kein Bundesliga-Alltag. In der Königsklasse haben die Bayern in dieser Saison immer geliefert, wenn sie mussten. Und im wichtigsten Vereinswettbewerb zählen spezielle Erfahrungswerte, wie sie etwa ein Thomas Müller vor seinem 150. Königsklasseneinsatz im Übermaß besitzt. «Wir haben einen Erfahrungsvorteil», sagte auch Tuchel, der die Ausgangslage nach dem 2:2 im Hinspiel in London in einem Satz bündelte: «Der Gewinner geht weiter, der Verlierer geht raus!» Und das bei einem weiteren Gleichstand nach 90 Minuten entweder in der Verlängerung oder im Elfmeterschießen.

Neuer kann spielen, Sané auch

Für den Verein, für die Spieler und auch für Tuchel geht es um alles. Dreimal war für die Bayern seit dem letzten Königsklassen-Titel 2020 zuletzt im Viertelfinale Schluss. Es ist immer noch möglich, dass Tuchel München im Sommer als strahlender Gewinner verlässt. «Ein Champions-League-Sieg versüßt in jedem Verein eine Saison», bemerkte der 50-Jährige am Dienstag versonnen. Erst einmal geht es aber darum, ins Giganten-Halbfinale gegen Titelverteidiger Manchester City oder Real Madrid einzuziehen. Das Finale folgt am 1. Juni im Londoner Wembleystadion, wo die Bayern 2013 gegen Borussia Dortmund triumphierten.

Tuchel konnte immerhin nach den bitteren Verletzungen von Hinspiel-Torschütze Serge Gnabry und Flügel-Kollege Kingsley Coman noch vor dem Abschlusstraining bei Torwart Manuel Neuer und Offensiv-Ass Leroy Sané gute Nachrichten verkünden. «Manu kann spielen, Leroy kann spielen und muss auf die Zähne beißen. Leroy schleppt sich mit Schmerzen für die Mannschaft durch die Saison.» In London war er Bayerns Bester.

Im defensiven Mittelfeld werden wieder Leon Goretzka und Konrad Laimer auflaufen, weil Youngster Aleksandar Pavlovic nach einer längeren Spielpause der Rhythmus fehlt. Offen ließ Tuchel nur, wer links für den gesperrten Alphonso Davies gegen den schnellen Bukayo Saka verteidigt, Noussair Mazraoui oder doch der deutlich fitter wirkende Raphael Guerreiro.

Tuchels Appell an die Fans: «Brauchen diese Extraprozente»

Tuchel und Kane sprachen in der Pressekonferenz die möglichen Schlüsselfaktoren an. «Wir brauchen wieder alles. Die gleiche Hingabe, Leidenschaft, den Aufwand und die taktische Disziplin», sagte er mit Blick auf die Hinspielerfahrungen. «Sehr gut verteidigen» und «eine geschlossene Mannschaftsleistung» nannte Kane.

Und beide warben energisch um die Unterstützung von den Rängen. «Wir spielen mit der Energie unserer Fans», sagte Kane. Tuchel wünscht sich «eine einzigartige Atmosphäre, gerade auch in unserer Personalsituation. Wir brauchen diese Extraprozente!»

Arsenal mit Ödegaard und Saka

Das Arsenal-Team von Trainer Mikel Arteta um Nationalspieler Kai Havertz wird mit den angeschlagenen Martin Ödgaard und Saka antreten können. «Wir wissen, dass uns Gefahren drohen», sagte Arsenal-Kenner Kane.

Er ist freilich die größte Bedrohung, die Arsenal aus vielen früheren Duellen mit Tottenham kennt. 15 Tore hat Kane in 20 Pflichtspielen inklusive des Elfmetertreffers vor einer Woche gegen die Gunners erzielt (und 39 in 39 Pflichtspielen für Bayern). «Ich habe schon eine gewisse Geschichte gegen Arsenal. Und ich erwarte immer viel von mir», sagte Kane am Dienstag lächelnd.

Von Klaus Bergmann und Christian Kunz, dpa

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