Marco Reus wirkte sichtlich bewegt. In einer Videobotschaft an die Fans kündigte der in Dortmund als Kultfigur verehrte 34-Jährige das baldige Ende einer Ära an. Zermürbt vom zuletzt vergeblichen Kampf um einen Stammplatz wird er seinen Herzensclub am Saisonende nach insgesamt mehr als 21 Jahren verlassen und sucht laut Vereinsmitteilung ein «neues Abenteuer». Dem Vernehmen nach liebäugelt der Fußball-Profi mit einem Wechsel in die USA.
«Mehr als die Hälfte meines Lebens habe ich in diesem Verein verbracht und jeden Tag genossen, obwohl es natürlich auch schwierige Momente gab», sagte Reus. «Ich weiß heute schon, dass mir der Abschied am Saisonende schwerfallen wird. Und trotzdem bin ich froh, dass jetzt Klarheit herrscht.»
Nach monatelangen Spekulationen kamen beide Seiten überein, den erst im vergangenen Sommer um ein Jahr verlängerten Vertrag nicht noch einmal zu erneuern. Gleichwohl brachte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke seine hohe Wertschätzung für den Offensivallrounder zum Ausdruck, der in bislang 424 Spielen für den BVB 168 Tore erzielte und 128 weitere Treffer vorbereitete: «Marco Reus ist einer der größten Spieler dieses Clubs. Er ist gebürtiger Dortmunder, hat fast zehn Jahre in unserem Nachwuchs gespielt, zwölf Jahre bei den Profis und war lange der Kapitän unserer Mannschaft. Seine Verbindung zu Borussia Dortmund ist außergewöhnlich.»
2013 im Finale der Champions League
Reus spielte von 1995 bis Anfang 2005 in der BVB-Jugend und kehrte im Sommer 2012 als «Deutschlands Fußballer des Jahres» aus Mönchengladbach zurück. Der zweimalige DFB-Pokalsieger (2017/2021) war bedeutender Teil jener Elf, die 2013 ins Champions-League-Finale stürmte und in London dem FC Bayern München mit 1:2 unterlag. Von 2018 bis 2023 war er BVB-Kapitän. Bei so vielen Verdiensten sieht Watzke eine Zukunft von Reus beim BVB – in dann anderer Funktion: «Wir hoffen sehr, dass er im Anschluss an seine Profikarriere zum BVB zurückkehren wird, denn hier in Dortmund warten genug spannende Aufgaben auf ihn.»
Überraschend kommt die Trennung nicht. Schließlich musste sich der zweitbeste Torschütze der BVB-Historie spätestens seit dem Ende der Winterpause mit einem Dasein als Reservist begnügen. Nicht zuletzt deshalb gilt das Verhältnis zwischen dem Routinier und Trainer Edin Terzic als angespannt. Viele Beobachter werteten den Umgang des Fußball-Lehrers mit dem 48-maligen Nationalspieler als schleichende Ausmusterung. Doch im Wissen um die große Popularität von Reus, dessen Autogramme bei Auslandsreisen seines Clubs noch immer die begehrtesten sind, wählte Terzic bei Fragen nach dessen Einsatzchancen stets diplomatische Worte.
Einen Traum will sich Reus in seiner kurzen Restzeit beim BVB noch erfüllen. Nach dem 1:0 im Halbfinal-Hinspiel der Königsklasse gegen Paris Saint-Germain ist der Bundesliga-Fünfte nur noch einen Schritt vom Finale und einer Rückkehr nach London entfernt: «Wir haben noch ein riesiges Ziel vor Augen. Wir wollen nach Wembley und den Henkelpott nach Dortmund holen.»