Auch ein halbes Jahrhundert später hat der ehemalige Fußball-Nationalspieler und Gladbach-Star Rainer Bonhof die Erinnerungen an das legendäre Büchsenwurf-Drama noch nicht verdrängt.
«Blickt man zurück, regt man sich immer noch auf. Die Schmerzen haben über die Jahre nachgelassen, aber die Geschichte tut heute noch weh», sagte der 69-Jährige in einem «Kicker»-Interview im Rückblick an die unvergessene 7:1-Heimgala von Borussia Mönchengladbach am 20. Oktober 1971 gegen Inter Mailand.
Bonhof: «Ich sage, die Dose war leer»
Auch der damals 19 Jahre alte Bonhof stand als Mittelfeldspieler im wohl besten Spiel der Vereinsgeschichte neben Club-Ikone Günter Netzer auf dem Platz. In der 28. Minute des Achtelfinales im Europapokal der Landesmeister passierte es: Inter-Weltstar Roberto Boninsegna wird von einer aus den Zuschauerrängen geworfenen Cola-Dose vermeintlich am Kopf getroffen und geht zu Boden. Auf einer Trage wird der Stürmer vom Platz gebracht. Bis heute vermutet man nicht nur in Mönchengladbach: Schauspielerei.
Die ganze Geschichte und das spätere Aus seiner Mannschaft treiben Weltmeister Bonhof heute noch um. Nach einem Telefonat im Vorjahr habe er Boninsegna aber verziehen. «Roberto ist bei seiner Version geblieben, dass er bewusstlos und die Dose voll war. Ich sage: Die Dose war leer», bekräftigt Bonhof. «Luggi Müller, der im Juni leider verstorben ist, hatte die Dose damals auch in die Hand genommen und festgestellt, dass höchstens ein paar Tropfen drin sind.»
Der Stachel sitzt auch heute noch tief
Die UEFA annulliert schließlich das 7:1 vor 27.500 tobenden Zuschauern auf dem Bökelberg – das übrigens nicht im Fernsehen gezeigt wurde. Mönchengladbach scheidet nach einem 2:4 in Mailand und einem 0:0 im Wiederholungsspiel in Berlin aus.
Auch bei Bonhof sitzt der Stachel heute noch tief. «Dass dieses Spiel aus den Statistiken gelöscht wurde, tut weh. Man hat uns diesen fantastischen Abend genommen», klagt der Gladbacher Vizepräsident bei dem Interview – geführt im Raum «Büchsenwurf» im Erdgeschoss des Borussia-Parks.