Bayerns Robert Lewandowski traf im Top-Spiel gegen Dortmund doppelt. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Bernd Thissen/dpa)

Bayern-Trainer Julian Nagelsmann wurde nach dem 100-minütigen Fußball-Klassiker von Hasan Salihamidzic fast erdrückt, Dortmunds Pechvogel Mats Hummels hatte dagegen großen Redebedarf mit Schiedsrichter Felix Zwayer.

Ein Handelfmeter per Video-Entscheid hat das erfrischend rasante Top-Spiel der Fußball-Bundesliga für die Münchner mit 3:2 (2:1) beim BVB am Samstag entschieden. Damit haben die Bayern – angeführt vom zweifachen Torschützen Robert Lewandowski – nun schon wieder vier Punkte Vorsprung auf den Erzrivalen. Der Weg zum zehnten Meistertitel in Serie scheint wieder geebnet.

«Das find ich hart. Mats versucht, mit dem Kopf zum Ball zu gehen», sagte Dortmunds Kapitän Marco Reus und ärgerte sich darüber, dass ihm ein Elfmeter verwehrt geblieben war: «Meine Elfmeterszene war auch 50:50. Das hätte er sich wenigstens anschauen müssen.» Und Emre Can echauffierte sich: «So ein Scheiß-Elfmeter entscheidet das Spiel.»

Müller: «Kann den Frust verstehen»

Was war passiert? Nach einer Ecke berührte Hummels mit dem Ellbogen den Ball. Erst nach Studium der Video-Bilder entschied Zwayer auf Elfmeter, den Lewandowski verwandelte (78.). Kurz zuvor war Reus ein Strafstoß nach einem Tackling von Lucas Hernandez verwehrt geblieben. So räumte auch Bayerns Thomas Müller ein: «Ich kann den Frust und Ärger verstehen.»

Julian Brandt hatte den BVB vor 15.000 Zuschauern, die klangen wie 50.000, früh in Führung gebracht (5.). Lewandowski (9.) und Kingsley Coman (44.) drehten das Spiel vor der Pause. Nach dem Ausgleich durch Erling Haaland (48.) schoss Lewandowski mit seinem 26. Treffer im 25. Pflichtspiel gegen seinen Ex-Club den Sieg für die Münchner heraus. Sie haben damit die letzten sieben Pflichtspiele gegen den BVB allesamt gewonnen.

Dortmund mit Traumstart

Es wurde bei Wind und Dauerregen von Beginn an das erhofft rasante Spiel mit vielen Torszenen. Was allerdings auch von teilweise erschreckend schwachen Defensiven begünstigt wurde. Der BVB begann augenscheinlich mit einer Überrumpelungs-Taktik. Allein die Anwesenheit von Haaland, der erstmals seit dem 19. Oktober in der Startelf stand, sorgte in der Münchner Abwehr für Unordnung.

Und so wurden die Gastgeber tatsächlich mit einem Traumstart belohnt, auch wenn ihr Torjäger daran nicht direkt beteiligt war. Drei Kontakte nach einem Schiedsrichter-Ball kam der Ball zu Brandt, der spielte Alphonso Davies aus und traf mit rechts unhaltbar für Manuel Neuer.

BVB-Fans mit Spitze gegen Lewandowski

Der Jubel währte aber nur exakt vier Minuten. Der Ex-Münchner Hummels schoss im Mittelkreis Müller an und verlor nach dem Block auch das Luft-Duell, Lewandowski übernahm und schob eiskalt ein. Die Dortmunder Fans bedachten den Treffer mit «Messi, Messi»-Rufen. Der Argentinier hatte bei der Verleihung des «Ballon d’Or» unter der Woche knapp gegen den Polen gewonnen.

Nun war der FC Bayern am Drücker und ein weiterer Aussetzer der Dortmunder hätte fast die Gäste-Führung gebracht. Can, ebenfalls ein Ex-Münchner, spielte den Ball quer durch den eigenen Strafraum in die Füße von Coman, doch der schoss daneben (23.). Dann hatte Haaland seinen ersten ganz großen Auftritt: Nach Pass von Marco Reus ließ er sich von Dayot Upamecano nicht einholen, verzog aber knapp (28.).

In allen wichtigen Statistiken führten die Bayern zur Pause – auch in der wichtigsten. Und auch das 1:2 wurde durch einen Blackout der Dortmunder begünstigt. Raphael Guerreiro schoss Hummels an, der Ball fiel Coman vor die Füße und der nutzte das Geschenk diesmal. Doch der BVB war noch nicht geschlagen. Keine drei Minuten nach der Pause schlenzte Haaland den Ball zum Ausgleich ins Netz.

Es entwickelte sich ein noch offenerer Schlagabtausch. Beide spielten relativ ungehemmt auf Sieg. Nun hatte die Borussia Oberwasser, doch dann kam der Schock: Brandt musste nach einem Zusammenprall mit Upamecano minutenlang behandelt werden. Als er vom Feld getragen wurde, war er aber bei Bewusstsein. Der Elfmeter war schließlich berechtigt, Hummels hatte den Ball mit dem Ellbogen berührt. Doch BVB-Trainer Marco Rose echauffierte sich so sehr, dass er Gelb-Rot sah.

Von Holger Schmidt und Heinz Büse, dpa

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