Liverpools Coach Jürgen Klopp hat sich kritisch zu den Spielen über die Weihnachtsfeiertage geäußert. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jon Super/AP/dpa)

Über 100.000 Corona-Fälle pro Tag, Stars in Quarantäne statt auf dem Platz, ein flehender Jürgen Klopp: Doch ihre traditionelle Fußball-Party am Boxing Day lassen sich die Briten von einer temporären Erscheinung wie einer tödlichen Pandemie natürlich nicht vermiesen.

Satte neun Spiele stehen am 26. Dezember an – selbstredend in ausverkauften Stadien. Und zwei Tage später geht die wilde Hatz durch die Feiertage bereits weiter. Covid hin oder her.

Kritik vom Liverpool-Coach

«Ich finde es ja schon in normalen Zeiten nicht richtig. In der jetzigen Situation darauf zu bestehen, Spiele innerhalb von zwei Tagen auszutragen, fühlt sich falsch an», sagte Liverpool-Trainer Klopp und wurde noch deutlicher: «Jede Mannschaft hatte schon mit Covid zu tun. Wir können nicht die Hände vor die Augen halten und so tun, als sei die Situation normal. Sie ist es nicht. Sie ist außergewöhnlich. Und auf dieser Grundlage flehe ich diejenigen mit Macht an, etwas zu verändern. Bitte tun Sie es zum Wohle der Spieler.»

Die Sache ist nur: Klopps Worte werden ungehört verhallen. Das wurde am Montag klar, als sich alle Clubs der Liga auf einem Krisengipfel gegen eine Verlegung des Boxing-Day-Spektakels aussprachen. Und das wohlgemerkt unter dem frischen Eindruck, dass am Wochenende zuvor sechs von zehn Spielen aufgrund von Coronafällen abgesagt werden mussten.

«Wir testen uns jeden Tag. Und jeden Tag kann es sein, dass man es nicht einmal ins Büro schafft. Das ist eine Lotterie», sagte Trainer Thomas Tuchel. Bei seinem FC Chelsea hatte das Coronavirus in Timo Werner und Romelu Lukaku gleich mal den gesamten Sturm lahmgelegt. Am Boxing Day bei Aston Villa könnte der wieder zur Verfügung stehen.

Das Trainer-Duell mit Liverpool-Legende Steven Gerrard muss in Ermangelung anderer Konstellationen schon fast als Spitzenspiel herhalten. Liverpool trifft auf das kriselnde Leeds, Tabellenführer Manchester City empfängt Leicester, und Ralf Rangnick ist mit Manchester United nach 16-tägiger Corona-Zwangspause erst am Montag bei Newcastle gefordert.

Enger Terminkalender der Premier League

Das Problem der Premier League ist, dass sie angesichts des engen Terminplans schlicht nicht weiß, wohin man die Spiele verlegen soll. «Ich habe auch keine Lösung für die Liga», gestand Tuchel. Die Politik steht einem vollen Spielplan mit vollen Stadien vorerst nicht im Weg. Premierminister Boris Johnson verkündete Mitte der Woche, für neue Corona-Restriktionen sei die Lage noch zu unklar. Heißt: Bis 27. Dezember passiert erst einmal nichts. Und am 2. Januar werden beim Spiel Chelsea gegen Liverpool sogar erstmals seit 28 Jahren wieder Stehplätze erlaubt sein.

Doch vor der Tür steht erst einmal der Boxing Day. Noch sind in der Premier League – in der 16 Prozent der Profis ungeimpft sind – alle Spiele angesetzt. Je tiefer man geht, desto finsterer wird es allerdings. In der zweitklassigen Championship gibt es bisher drei Absagen, in der League One vier, und in der League Two sind es mit sechs Ausfällen bereits die Hälfte alle Spiele.

Keine Beschränkungen in den Stadien

Für die Stadien gibt es wie schon im Ligapokal unter der Woche keine Beschränkungen. Ist man geimpft, genesen oder getestet, darf man rein. Ohne Maske am Platz. Gleiches gilt für Indoor-Veranstaltungen wie die gerade laufende Darts-WM, bei der allabendlich dicht an dicht im Alexandra Palace in London geschunkelt und gesungen wird.

Dort, wo man seine eigenen Gesetze machen darf, folgt man Premierminister Johnson übrigens nicht. In Schottland sind nur 500 Fans pro Spiel zugelassen. Zudem wird im Norden Großbritanniens nach dem Boxing-Day-Spieltag eine Winterpause eingelegt. Eine Option, die es in England erst in einigen Wochen gibt. Dort soll vom 23. Januar bis 7. Februar rund um eine Länderspielpause der Ball ruhen.

Von Tom Bachmann, dpa

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