Gael Ondoua (oben) jubelt mit Sebastian Kerk, Maximilian Beier (verdeckt) und Jannik Dehm nach dem Tor zum 3:0 für Hannover 96. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Swen Pförtner/dpa)

Lars Stindl verstand die Welt nicht mehr. «Dieses Jahr ist die ganz große Chance da, mal den Pokal zu gewinnen – und dann spielen wir so ein Spiel», sagte Borussia Mönchengladbachs Kapitän ratlos.

Der Fußball-Bundesligist hat sich bei Hannover 96 mächtig blamiert und ist nach einem desaströsen Auftritt aus dem DFB-Pokal geflogen. Die völlig indisponierte Mannschaft von Trainer Adi Hütter unterlag dem Zweitligisten im Achtelfinale mit 0:3 (0:2).

Während die Gladbacher die große Chance verspielten, in einer bislang schwachen Saison zumindest im Pokal etwas zu erreichen, zogen die Niedersachsen erstmals seit 15 Jahren wieder ins Viertelfinale ein. In der 2. Runde hatte die Borussia den FC Bayern München noch spektakulär mit 5:0 besiegt. Die Tore für Hannover erzielten Maximilian Beier (4./51.Minute) und Sebastian Kerk (36./Handelfmeter).

«Man muss es umsetzen. Und da hapert’s momentan»

Nach dem Aus von Meister Bayern und Pokalverteidiger Borussia Dortmund scheint der Cupgewinn in diesem Jahr so leicht wie selten. Hannover ist nach dem Karlsruher SC, dem Hamburger SV und dem FC St. Pauli der nächste Zweitligist, der die Runde der letzten Acht erreicht hat.

«Wir nehmen uns so viel vor und bringen es null auf den Platz», sagte Stindl im TV-Sender Sky. Die Mannschaft sei nicht in Zweikämpfe gekommen und nur hinterher gelaufen. Man habe so viel geredet, vor dem Spiel und in der Pause. «Man darf nicht nur drüber reden, sondern man muss es dann umsetzen. Und da hapert’s momentan.»

Hannovers Elfmeter-Torschütze Kerk wunderte sich über den Gäste-Auftritt. «Wenn wir uns den Spielverlauf anschauen, ist das ein hochverdientes Ergebnis. Wir waren alle ein Stück weit überrascht, wie das Spiel lief. Gladbach hat sehr, sehr wenig uns entgegen gebracht. Dementsprechend sind wir einfach froh, dass wir weiter sind», sagte er.

Hannover diszipliniert und engagiert

In der Neuauflage des Endspiels von 1992, als Hannover als Zweitligist den DFB-Pokal gewonnen hat, kehrte Matthias Ginter in die Gladbacher Startelf zurück. Der Nationalspieler, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft, hatte am Wochenende zuvor in der Bundesliga gegen Bayer Leverkusen (1:2) überraschend nur auf der Bank gesessen. Gegen Hannover spielte Ginter nun an seinem 28. Geburtstag gemeinsam mit seinem als Nachfolger vom 1. FC Union Berlin verpflichteten Marvin Friedrich von Beginn an.

Schon nach knapp vier Minuten wurde das Abwehr-Trio Ginter, Friedrich und Nico Elvedi vom Zweitligisten überrumpelt. Nach einem präzisen Pass von Hendrik Weydandt war Beier halbrechts im Strafraum völlig frei und schoss wuchtig am chancenlosen Torhüter Yann Sommer vorbei ins Gladbacher Tor. Auch danach agierte Hannover diszipliniert und engagiert. Die Gäste machten es dem Zweitligisten mit einem uninspiriert und lustlos wirkenden Auftritt aber auch leicht, das bessere Team zu sein.

Elfmeter nach Videobeweis

Winterneuzugang Friedrich ebnete unfreiwillig Hannover den Weg zum 2:0. Nach Videobeweis ahndete Schiedsrichter Florian Badstübner ein Handspiel des Abwehrspielers mit einem Strafstoß, den Kerk verwandelte. Schon gegen Leverkusen hatte Friedrich einen Foulelfmeter verursacht, den Sommer jedoch parieren konnte. Diesmal war der Schweizer auch am Ball, konnte das Tor aber nicht verhindern.

Nach der Pause blieb das Bild unverändert: Die Gladbacher pomadig, die Gastgeber engagiert. Und der Zweitligist nutzte das konsequent. Einen Konter schloss erneut Beier mit einem technisch feinen Außenristschuss zum 3:0 ab. In der 62. Minute traf der Mittelfeldspieler dann noch einmal den Pfosten. Die wenigen Chancen für Mönchengladbach unter anderem durch Denis Zakaria und Florian Neuhaus vereitelte Hannovers Keeper Ron-Robert Zieler.

Von Thomas Eßer und Martin Kloth, dpa

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