Geschäftsführer RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Tom Weller/dpa)

Thomas Müller war begeistert. «Wenn der Ball ins Tor geht, das Licht flackert und die Leute sind da. Für diese Gefühle lohnt es sich zu ackern», beschrieb das Bayern-Urgestein seinen Glücksmoment beim 3:2 gegen RB Leipzig nach zwei Monaten Geisterstimmung.

10.000 Fans waren am Wochenende in der Münchner Arena wie vielerorts in der Bundesliga wieder zugelassen. Zufrieden geben wollen sich die Clubs mit den Zugeständnissen der Politik inmitten der Omikron-Welle aber keineswegs. Der Blick nach England oder Spanien, aber auch auf die eigenen Konten sorgt für Verdruss.

Leipzig hält an Klage fest

Insbesondere RB Leipzig will an seiner Klage gegen die Restriktionen festhalten, wie Geschäftsführer Oliver Mintzlaff ankündigte. Andere Clubs wie der 1. FC Köln, Borussia Dortmund oder Arminia Bielefeld hatten ihre juristischen Schritte zwar erst einmal eingestellt, nachdem in NRW die Lockerungen schnell umgesetzt wurden, wollen die Situation aber weiter beobachten. Die Hoffnungen ruhen auf die nächste Runde von Bund und Ländern am 16. Februar, wenngleich Gesundheitsminister Karl Lauterbach generell vor übereilten Schritte warnte.

«Für uns sind viele Dinge nicht mehr nachvollziehbar. Wir haben auch gesagt, dass der Fußball nicht für Symbolpolitik herhalten kann und darf. Es muss halt vernünftige Lösungen geben. Da geht es für uns immer noch nicht in den Kopf rein, dass im Theater oder Kino jeder zweite Platz besetzt werden darf und bei uns bis dato jeder 48.. Von daher werden wir auch weiter klagen», kündigte Mintzlaff beim TV-Sender Sky an.

Die Landesregierung Sachsen hatte am Dienstag den Weg für eine Zuschauer-Auslastung von 25 Prozent freigemacht. Laut Mintzlaff wäre die Hälfte der Plätze angemessen. «Wir haben von der Stadt Leipzig ein genehmigtes Gesundheitskonzept mit 50 Prozent (Auslastung). Das wollen wir natürlich umsetzen.»

Heidel für Ende der Beschränkungen

Auch Manager-Kollege Christian Heidel, der regelmäßig zwischen Mainz und seinem Domizil auf Mallorca pendelt, fordert ein Ende der Beschränkungen. «Deutschland ist ein bisschen bekannt dafür, dass wir sehr, sehr viel Panikmache walten lassen. Ich genieße eine Atmosphäre wie in Spanien, wie locker man dort damit umgeht. Am Dienstag ist dort die Pandemie beendet», sagte Heidel.

6800 Fans durften am Samstag gegen die TSG 1899 Hoffenheim ins Mainzer Stadion, also knapp jeder fünfte Platz war belegt. «Es ist nichts bekannt, dass es Ansteckungen rund um den Fußball gab. Wir müssen es jetzt – so wie es in anderen europäischen Ländern auch der Fall ist – wieder laufen lassen», sagte der FSV-Sportvorstand. Auch Augsburgs Manager Stefan Reuter will «schrittweise mehr Zuschauer» im Stadion haben und darf auf seinen Ministerpräsidenten Markus Söder hoffen, der sich bei Kultur, Sport und Handel für weitere Öffnungsschritte ausgesprochen hat, sollten die Krankenhauszahlen stabil bleiben.

In Niedersachsen ist der Ärger besonders groß, schließlich will Ministerpräsident Stephan Weil die gerade erst beschlossenen Lockerungen noch gar nicht umsetzen. «Die Leute verlieren den Glauben an die Regeln, wenn sie so uneinheitlich sind», schimpfte Martin Kind als Mehrheitsgesellschafter von Hannover 96.

DFL-Chefin Donata Hopfen sprach angesichts der Corona-Einschnitte bereits von alarmierenden Zahlen. Auf 1,3 Milliarden Euro könnten die Verluste der Clubs in der Pandemie anwachsen. «Das sind Gelder, die sind jetzt erst mal weg – und kommen auch nicht wieder. Das geht an die Substanz», sagte sie der «Bild am Sonntag» und sprach die Nachteile zu England oder anderen Ligen an. «Und das werden wir auch wirtschaftlich merken.»

Immerhin einem Bundesliga-Vertreter war es am Wochenende gar nicht so unrecht, dass der Geräuschpegel im Stadion noch nicht wieder altbekannte Werte erreichte. «Ein bisschen angeschlagen ist die Stimme schon. Ich bin es ja nicht mehr gewohnt, so laut zu rufen. Von daher bin ich zufrieden, dass nur 10.000 Zuschauer da waren. So konnte man mich hören. Bei 50.000 wäre es schwer geworden», sagte Kölns Co-Trainer André Pawlak, der seinen positiv auf Corona getesteten Chef Steffen Baumgart vertrat.

Von Stefan Tabeling, dpa

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