Freiburgs Trainer Christian Streich mag die Stadt Leipzig. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa)

Seine Liebe zu Leipzig konnte Christian Streich schwer verbergen. «Ich finde diese Stadt außergewöhnlich toll. Ich komme wahnsinnig gerne her, auch zum Fußball spielen», sagte der Trainer des SC Freiburg.

Doch ein Makel bleibt: «Wahrscheinlich werde ich in meinen Leben hier nicht mehr gewinnen», meinte der Coach, dem dazu am Samstag nur vier Minuten fehlten. Bis kurz vor Schluss führte der Sport-Club bei RB Leipzig im direkten Aufeinandertreffen um die Champions-League-Plätze – und kassierte doch noch ein Gegentor. Immerhin, sagte Streich, «so wichtig» sei ein erster Auswärtssieg in Leipzig auch nicht.

Nur drei Tage nach dem Last-Minute-Erfolg im 120-minütigen Pokalkrimi in Bochum war die Partie kräftezehrend und anstrengend für die Freiburger, die vor 24.758 Zuschauern durch Ermedin Demirovic (38. Minute) in Führung gingen. Angeliño traf in der 90. Minute zum Ausgleich.

«Nach dem Spiel in Bochum, wo wir voll an die Kante gegangen sind, hat die Mannschaft von der Energie und von der Haltung her ein außergewöhnliches Spiel gemacht», sagte Streich nach der Partie der beiden Pokal-Halbfinalisten und betonte: «In der zweiten Halbzeit haben wir wenig zugelassen von Leipzig, für die Qualität, die sie haben.»

Salut-Jubel sorgt für Gesprächsbedarf

Gesprächsbedarf herrschte noch nach dem Salut-Jubel von Demirovic und Lucas Höler nach dem Freiburger Tor. «Ich habe es nicht gesehen. Natürlich denken sie nicht an das Militär, wenn sie so etwas machen. Aber ich muss es mir natürlich anschauen und dann sprechen wir darüber», sagte Streich auch vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine. Demirovic entschuldigte sich für die Art des Jubelns. Es sei keine gute Idee gewesen. «Jetzt im Nachhinein tut uns das auf jeden Fall leid», sagte der 23-Jährige in einem vom Verein verbreiteten Interview: «Soweit haben wir nicht nachgedacht. Wir machen das schon einige Zeit. Auch lange vor dem Krieg».

Verschmerzen konnte Streich, dass seine Spieler nur vier Mal einen Versuch auf das Tor abgaben – Tiefstwert für Freiburg in dieser Saison. Immerhin verbuchte sein Team mit 41 Punkten nach 25 Spielen die zweitbeste Bundesliga-Bilanz. Nur in der Saison 1994/1995, als der Sport-Club am Ende Platz drei belegte, waren es zu diesem Zeitpunkt mit 49 Zählern mehr.

Die optisch überlegenen Sachsen (72 Prozent Ballbesitz) verhinderten gerade so die erste Heimniederlage gegen die Breisgauer, haderten aber vielmehr mit ihrer ideenlosen Vorstellung. «Wir mussten geduldig sein. Es war nicht einfach, klare Torchancen herauszuspielen. Wir haben uns aber nie aufgegeben und für das Unentschieden sehr hart gearbeitet», sagte Angeliño. Mit dem ersten Heim-Remis in dieser Saison bleibt RB punktgleich vor Freiburg auf Rang vier.

RB-Coach froh über Punkt gegen Freiburg

RB-Trainer Domenico Tedesco offenbarte gemischte Gefühle: «Wir sind froh über den Punkt. Aber es ist ein Witz, dass wir die erste Halbzeit zurücklagen. Gefühlt hatten wir 90 Prozent Ballbesitz, lassen nichts zu. Mit dem ersten Torschuss und zweimal Flipper liegst du plötzlich zurück, das ist ärgerlich», sagte er. RB ließ Tiefgang und vor allem Kreativität vermissen. «Es fehlte die zündende Idee, der Geistesblitz im letzten Drittel», sagte Nationalspieler Lukas Klostermann.

Dass RB nach gut einer Stunde mit Dani Olmo und André Silva enorme Qualität nachlegen konnte, half auf dem Weg zum Ausgleich. Als die Freiburger Fans schon den vermeintlichen Auswärtssieg feierten, traf Angeliño zum Ausgleich.

Von Frank Kastner, dpa

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