DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich spricht auf dem Bundestag. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Federico Gambarini/dpa)

Hannelore Ratzeburg stand am Rednerpult und sagte mit einem Lächeln einen Satz, der viel über den Frauenanteil im Deutschen Fußball-Bund aussagt – und doch untertrieben war.

«Es war zu Anfang nicht immer ganz einfach», sagte die 70-Jährige bei ihrer Verabschiedung als Vizepräsidentin. Über Jahrzehnte war sie die einzige, öffentlich in Erscheinung tretende Frau im Männerverein DFB, das Thema Diversität wurde oft belächelt. In dem am Freitag neugewählten Präsidium des Verbands sitzen nun fünf Frauen. «Da steckt sehr, sehr viel Neuanfang drin», sagte Generalsekretärin Heike Ullrich.

Frauenanteil ein «starkes Zeichen»

Die neue Vizepräsidentin Silke Sinning, die in einer Aufsehen erregenden geheimen Wahl gegen Dauerfunktionär Rainer Koch gewonnen hatte, wertet den Frauenanteil als «ein starkes Zeichen. Aber das Vertrauen müssen wir jetzt auch zurückzahlen», sagte die Sportwissenschaftlerin der «Bild am Sonntag». «Deshalb ist für uns Frauen ein Schulterschluss wichtig, wir müssen uns im Präsidium gegenseitig unterstützen.»

Die fünf sind: Ullrich als ranghöchste hauptamtliche DFB-Mitarbeiterin, Sinning, die frühere Nationalspielerin Celia Sasic und Sabine Mammitsch als weitere Vizepräsidentinnen sowie die Geschäftsführerin der Deutschen Fußball Liga, Donata Hopfen. Das neue DFB-Präsidium besteht zu einem Drittel aus Frauen. Die Inhalte «werden vielleicht auch ein bisschen anders gestaltet, als wir das in der Zusammensetzung zuvor gemacht haben», sagte Ullrich. «Es stecken sehr viele Chancen in der Aufstellung des DFB-Präsidiums.»

Zu einer Doppelspitze mit einem Mann und einer Frau hatten sich die einflussreichen Regional- und Landesverbände vor dem Bundestag in Bonn nicht durchringen können. Die viel beachtete und von Frauen gegründete Initiative «Fußball kann mehr» hatte auch deswegen keine eigene Kandidatin nominiert.

Bundestrainerin: «Strategie 2027 Frauen im Fußball»

«Wir sind den nächsten Schritt schon gegangen und werden mit «Fußball kann mehr» als gemeinnützige GmbH mit professionellen Strukturen ganz konkrete Unterstützung für Frauen und Diversität leisten», hatte Mitgründerin Katja Kraus vor der Wahl der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» gesagt. Der Weg für Frauen in echte Führungspositionen im Fußball ist weiterhin sehr weit.

«Wir wissen, dass wir da auf jeden Fall Potenzial haben und uns da auch mehr einbringen müssen», sagte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg in einem «Tagesspiegel»-Interview über das neue DFB-Präsidium mit Bernd Neuendorf an der Spitze. «Vom DFB-Bundestag und unserem neuen Präsidenten sind allerdings positive Signale dahingehend ausgegangen.»

International stehen nicht einmal zehn Frauen ihren jeweiligen Nationalverbänden vor. In den Dachverbänden FIFA und UEFA regeln Quoten, dass in den Entscheidergremien auch Frauen vertreten sind. In Deutschland will Nicole Kumpis am Mittwoch bei Drittligist Eintracht Braunschweig Präsidentin werden, sie wäre die einzige in den Clubs aus den ersten drei Ligen.

Voss-Tecklenburg verwies auch auf die «Strategie 2027 Frauen im Fußball» mit dem Ziel, «den Frauenanteil in ehrenamtlichen Gremien und im Hauptamt auf allen Ebenen auf 30 Prozent zu erhöhen, aber natürlich geht da immer noch mehr» sagte die Bundestrainerin. «Das würde dem Fußball auch guttun, nicht nur auf der DFB-Ebene, sondern insgesamt im Fußball. Aber es braucht Ausdauer, dort nachhaltige Veränderungen herbeizuführen.»

Von Jan Mies, dpa

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