Leipzigs Spieler bedanken sich nach der 1:2-Niederlage bei den Fans. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jan Woitas/dpa)

Völlig enthemmt feierten die Union-Fans ihren späten Coup beim ungeliebten Rivalen. Nun sieht RB-Trainer Domenico Tedesco die Berliner sogar als unverhofften Kontrahenten um die Champions-League-Plätze.

«Logisch, die sind in der Lage jeden Gegner zu schlagen. Wenn sie in Leipzig gewinnen, können sie gegen jeden Gegner gewinnen», lobte der Coach die Gäste für das 2:1 nur drei Tage nach ihrem bitteren Pokal-K.o. in Leipzig.

Union will oben nochmal angreifen

Durch den vierten Bundesliga-Sieg in Serie liegen die Eisernen nur noch vier Punkte hinter RB. Die angestrebte Marke von 50 Punkten haben die Berliner bereits sicher, nun soll die Zugabe folgen. Union muss noch beim Fünften SC Freiburg ran und hat in Absteiger SpVgg Greuther Fürth und dem VfL Bochum zwei lösbare Heim-Aufgaben. «Wir haben uns dazu geäußert, dass wir oben nochmal angreifen wollen. Im Moment sieht es nicht schlecht aus, aber wir befinden uns am 31., nicht am 34. Spieltag. Da interessiert es mich, wo wir stehen», sagte Trainer Urs Fischer, der mit jedem weiteren Punktgewinn einen Vereinsrekord aufstellen würde.

«Ein bisschen Balsam für die Seele»

Eine Negativmarke erreichten hingegen die Sachsen. Sie blieben zum zweiten Mal nacheinander in der ersten Halbzeit ohne Torchance. Nach dem Seitenwechsel traf Yussuf Poulsen (46. Minute) vor 45.770 Zuschauern in der Red Bull-Arena zur Führung – aus dem Nichts. «Da kam der Mittwoch in den Köpfen wieder hoch», sagte Fischer, der aber auf die richtigen Wechsel setzte. Sven Michel traf nur 21 Sekunden nach seiner Einwechslung zum Ausgleich (86.). Dann legte er per Hacke für den ebenfalls eingewechselten Kevin Behrens (89.) den Siegtreffer auf. «Es ist für uns ein bisschen Balsam für die Seele», sagte Michel. «Wenn du in der 86. Minute 1:0 führst, dann darfst du auf jeden Fall nicht mehr verlieren», bilanzierte Tedesco.

Tedesco kündigt Konsequenzen an

Die RB-Profis schlichen ratlos mit hängenden Köpfen vom Platz und gehen verunsichert ins Halbfinal-Hinspiel der Europa League am 28. April (21.00 Uhr) gegen Glasgow Rangers. Tedesco wollte nach intensiver Video-Aufarbeitung seinen Spielern erstmal einen freien Tag gewähren, «um die Köpfe freizubekommen».

Zugleich kündigte er nach der gerissenen Serie von 15 ungeschlagenen Spielen Konsequenzen an. Auch im Saisonfinale soll personell rotiert werden. «Wir werden es weiterhin so leben, trotzdem wird es Spiele geben wie beim Finale in Berlin oder jetzt beim Halbfinale gegen Glasgow», sagte Tedesco. «Da werden wir harte Entscheidungen treffen.»

Umstellen muss der Deutsch-Italiener ohnehin. In Willi Orban und Mohamed Simakan sind zwei Innenverteidiger gesperrt. Zudem fehlt im defensiven Mittelfeld Kevin Kampl. So dürften Lukas Klostermann, Josko Gvardiol und Marcel Halstenberg die Dreierkette bilden. Für Kampl bietet sich Tyler Adams an der Seite von Konrad Laimer an. Eine kurzfristige Rückkehr zur Viererkette schloss Tedesco nicht aus. Dies könnte nach der schlechten Endphase gegen Union nun eine Alternative werden.

Von Frank Kastner, dpa

Von