Thomas Tuchel (l), Trainer des FC Chelsea, und Jürgen Klopp, Trainer des FC Liverpool, treffen im FA-Cup-Finale aufeinander. (Urheber/Quelle/Verbreiter: John Walton/PA Wire/dpa/Archivbild)

Der FA Cup liegt Jürgen Klopp besonders am Herzen. «Bis zu dieser Saison war Liverpools Bilanz im Wettbewerb seit meiner Ankunft nicht gerade ein Grund für große Parties», scherzte er.

Der beliebte Trainer, der mit seinem FC Liverpool sogar noch eine kleine Chance hat, historische vier Titel in einer Saison zu gewinnen, steht erstmals im englischen Pokalfinale und trifft am Samstag (17.45 Uhr) im Wembley-Stadion auf Thomas Tuchel und den FC Chelsea.

«Es ist ein besonderes Spiel, ein gewaltiges Spiel», sagte Klopp am Freitag. «Für einige von uns ist es das wichtigste Spiel der Karriere. Wir wollen es genießen und liefern», sagte der deutsche Coach vor dem Finale gegen Chelsea mit Tuchel sowie den DFB-Auswahlspielern Kai Havertz, Timo Werner und Antonio Rüdiger.

Chelsea sei ein hervorragendes Team, sagte Klopp. «Sie haben in allen Bereichen eine Spielidee.» Die Londoner seien defensiv gut organisiert und hätten in der Offensive viele starke Spiele. «Ich liebe diesen Wettbewerb total», schwärmte Klopp trotz der bisherigen Enttäuschungen, für die er «mildernde Umstände» geltend machte, «weil der Fokus in der Zeit darauf lag, den Club neu zu etablieren.» Umso wichtiger sei es nun, den FA Cup endlich wieder zu gewinnen. «Das würde für uns die Welt bedeuten.»

«Es ist der prestigeträchtigste, traditionsreichste Pokal der Welt», sagte auch Chelsea-Coach Tuchel vor der mit Spannung erwarteten Begegnung in Wembley. «Es gibt nicht viele Spiele, die größer sind.» Im vergangenen Jahr verpassten die Blues den Titel knapp, als sie im Finale 0:1 gegen Leicester City verloren. Liverpool stand zuletzt vor zehn Jahren im Endspiel – und unterlag damals Chelsea. 2006 ging der Pokal zuletzt nach Anfield.

Spiele zwischen beiden Vereinen «umkämpft»

Klopp freut sich auf das Wiedersehen mit seinem sechs Jahre jüngeren deutschen Trainerkollegen, der ihm sowohl bei Mainz 05 als auch bei Borussia Dortmund als Coach folgte. «Es ist toll, dass ich Thomas Tuchel wiedersehe, nachdem wir uns in dieser Saison schon dreimal begegnet sind», sagte der 54-Jährige. «Übrigens endeten alle Spiele unentschieden, das zeigt, wie umkämpft es zwischen unseren Vereinen ist.»

In der Premier League gab es ein 1:1 in Anfield und ein 2:2 an der Londoner Stamford Bridge. Das Endspiel im eher unbedeutenden Ligapokal wurde im Februar erst durch den 22. Elfmeter zugunsten der Reds entschieden. «Wir haben in dem Spiel alles gegeben», erinnerte sich Tuchel, «aber wir hatten Pech und haben verloren.»

Im deutlich wichtigeren FA Cup soll es nun umgekehrt laufen, wenn es nach Tuchel geht, zumal es die letzte Chance auf eine Trophäe ist. «Natürlich gibt uns das nicht den Ligapokal zurück», sagte der Chelsea-Trainer. «Aber es macht eine Saison sehr viel schöner, wenn man am Ende ein Finale gewinnen kann.» Für den mit Sanktionen belegten Verein, der derzeit weder Spieler verpflichten noch Verträge aushandeln darf, wäre es ein besonderer Triumph.

Nach leichter Flaute und drei sieglosen Ligaspielen haben sich die Londoner durch ein 3:0 in Überzahl bei Leeds United aus ihrer Minikrise geschossen. Aber gegen das formstarke Liverpool wird es für den Champions-League-Sieger von 2021 etwas schwerer werden. «Wir spielen gegen eine der stärksten Mannschaften der Welt», warnte Tuchel. «Es ist unglaublich schwer sie zu schlagen, aber darum geht’s im Pokalfinale, es geht ums Gewinnen, und wir müssen einen Weg finden, sie zu besiegen. Wir brauchen etwas Glück.»

Mit Ausnahme eines 1:1 bei Tottenham Hotspur fährt Liverpool seit Wochen einen Sieg nach dem anderen ein. Die Premier League kann das Team trotzdem nur noch gewinnen, wenn Tabellenführer Manchester City in den verbleibenden zwei Spielen patzt. Zwei Wochen nach dem FA-Cup-Finale bestreitet Liverpool das Endspiel der Champions League gegen Real Madrid. Mit den Königlichen haben Klopp und die Reds nach dem verlorenen Finale von 2018 noch eine Rechnung offen. All das gilt es am Samstag jedoch auszublenden. «Wir sind heute hier», stellte Klopp im FA-Interview klar. «Im Finale! Echt cool.»

Von Philip Dethlefs, dpa

Von