Meikel Schönweitz, Cheftrainer der U-Nationalmannschaften des DFB, sieht durch die gestiegenen finanziellen Möglichkeiten im Jugendbereich auch Hürden für die Entwicklung von Talenten.
«Mittlerweile gibt es auch im Juniorenbereich die Möglichkeit, viel Geld zu verdienen. Die Entscheidungen aus dem Umfeld der Spieler richten sich deswegen häufig nicht mehr danach, die beste Entwicklungschance zu ergreifen, sondern das meiste Geld zu verdienen», sagte Schönweitz in einem Interview der Funke-Mediengruppe (Mittwoch).
«Zudem sind immer mehr hauptamtliche Trainer im Einsatz, das ist zunächst einmal super. Zugleich entstehen dadurch Abhängigkeiten. Die Trainer entscheiden häufig anders, als das Nebenberufler gemacht haben», sagte der 42-Jährige. Es gebe in Deutschland zwar Talente, «aber immer weniger Topspieler auf höchstem internationalen Level im Vergleich zu anderen Nationen».
Neben dem Geld führte Schönweitz weitere Faktoren an, die die «Ausschöpfung des Talentpools» erschweren. Ein weiterer Faktor sei die Zeit. «Alles wird immer schneller, immer digitaler. Gesteigerte Geschwindigkeit führt zu erhöhtem Druck auf und außerhalb des Fußballfeldes. Man hat immer weniger Zeit, Entscheidungen zu treffen, immer weniger Zeit, die Informationen zu verarbeiten. Das nimmt den Jungs die Ruhe und die Freiräume, die sie für ihre Entwicklung brauchen», sagte er.
Dritter Faktor sei die Gesellschaft, die in einem ständigen Wandel sei. «Es gibt immer mehr Alternativen zum Fußball und zum Sport insgesamt. Werte und Tugenden verändern sich, zum Beispiel Influencer nehmen die Vorbildfunktionen von Lehrern und Sportlern ein. Die Geduld, lange Prozesse zu bestreiten, um erfolgreich zu sein, schwindet. Alltagsbewegungen gehen zudem verloren», sagte Schönweitz.