Zeigt sich entspannt: BVB-Neuzugang Sébastien Haller. (Urheber/Quelle/Verbreiter: David Inderlied/dpa)

Der Schatten seines Vorgängers ist lang, die Erwartungshaltung riesig. Keiner der bisher insgesamt sechs Neuzugänge von Borussia Dortmund dürfte es schwerer haben als Sébastien Haller.

Als Ersatz von Torgarant Erling Haaland steht der 28 Jahre alte Angreifer schon in seinen ersten Tagen im schwarzgelben Trikot unter besonderer Beobachtung der Fans, die den Club in das Trainingslager von Bad Ragaz begleitet haben.

Wie wenig er von Vergleichen mit der einstigen Dortmunder Kultfigur hält, brachte Haller mit deutlichen Worten zum Ausdruck. «Ich komme nicht als Nachfolger von jemandem zu Borussia Dortmund, sondern weil der Verein meine Qualität benötigt. Also werde ich mein Bestes geben, um das Vertrauen zurückzugeben», antwortete der 28 Jahre alte Neuzugang von Ajax Amsterdam vor idyllischer Schweizer Bergkulisse auf für ihn nervige Fragen nach Haaland.

BVB zahlt viel Geld für gestandenen Torjäger

Nicht nur die hohe Trefferquote seines Vorgängers, sondern auch die üppige Transfersumme verstärkt das Rampenlicht. Dem Vernehmen überwies der BVB eine Sockelablöse in Höhe von 31 Millionen Euro an Ajax Amsterdam. Steigt diese Summe durch etwaige Boni auf knapp 35 Millionen Euro an, wäre Haller der teuerste Einkauf der Vereinsgeschichte. Nach Einschätzung von Sportdirektor Sebastian Kehl erscheint das Investitionsrisiko jedoch überschaubar: «Das Gesamtpaket ist sehr vielversprechend. Sébastien bringt eine hohe körperliche Präsenz mit sich, auch physisch ist er sehr belastbar.»

Von allen Angreifern, die der BVB nach der Entscheidung von Haaland für einen anderen Club auf dem Transfermarkt sichtete, passte Haller am besten in das Anforderungsprofil. Anders als in vergangenen Jahren mit den Verpflichtungen von Haaland (2020), Pierre-Emerick Aubameyang (2013) oder Robert Lewandowski (2010) suchte der BVB nicht nach einem Jungprofi mit viel Entwicklungspotenzial, sondern nach einem gestandenen Torjäger.

Dass Haller seine Klasse auch schon in der Bundesliga als Leittier der sogenannten Frankfurter «Büffelherde» von 2017 bis 2019 nachweisen konnte, machte ihn für den BVB umso interessanter. Diese Zeit bei der Eintracht könnte nach Hallers Einschätzung die Integration bei seinem neuen Club erleichtern: «Ich weiß nun ein bisschen, was ich zu tun habe. Nicht so als ich damals nach Frankfurt kam und nichts über die Bundesliga und die Deutschen wusste. Ich habe mehr Erfahrung – hoffentlich genug, um erfolgreich zu sein.»

Haller überzeugte bei Ajax

Vergleiche mit der imposanten Quote von Haaland, der in 88 Einsätzen für den BVB 85 Mal traf, braucht der nahe Paris geborene ivorische Nationalspieler nicht zu scheuen. Für Ajax Amsterdam erzielte er in 65 Partien 47 Tore und erwies sich mit 16 Assists zudem auch als guter Vorbereiter. Mit beachtlichen Auftritten in der vergangenen Champions-League-Saison trieb er seinen Marktwert weiter in die Höhe. Insgesamt elf Treffer verhalfen auf Platz drei im Jahresranking der besten Torjäger hinter Superstars wie Karim Benzema (Real Madrid/15) und Robert Lewandowski (FC Bayern München/13). In der Gruppenphase traf Haller dabei in jedem Spiel – das war zuvor nur Cristiano Ronaldo gelungen.

Und noch ein Argument bestärkte die Vereinsbosse in ihrem Bestreben, Haller zu verpflichten. Im Vergleich zu seinem Vorgänger, der zuletzt lange Ausfallzeiten hatte, gilt die neue Sturmhoffnung als weniger verletzungsanfällig.

Ähnlich wie Kehl ist auch BVB-Kapitän Marco Reus guter Dinge, dass Haller die große Lücke beim BVB schließt und schon bald aus dem langen Haaland-Schatten tritt: «Er ist zwar nicht so schnell wie Erling, aber ein Riesenstürmer. Wir haben nicht viele Waffen verloren. Geben wir ihm ein bisschen Zeit, um anzukommen.»

Von Heinz Büse, dpa

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