Kehrt als Wolfsburg-Trainer nach München zurück: Niko Kovac. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Bodo Schackow/dpa)

Ohne Groll kehrt Niko Kovac knapp drei Jahre nach seinem Abschied vom FC Bayern erstmals als Trainer zurück nach München.

Das sagt der neue Coach des VfL Wolfsburg zumindest: «Es ist immer wieder schön, dort hinzukommen, wo man selbst gespielt hat oder gearbeitet hat als Trainer. Deswegen freue ich mich. Bei dem Spiel wird man viele Weggefährten treffen.» Dabei endete Kovac‘ Zeit in München alles andere als schön. Beim Rekordmeister wurde der frühere kroatische Nationaltrainer häufig eher als Notlösung angesehen. Nach einem 1:5 gegen seinen Ex-Club Eintracht Frankfurt trennten sich die Münchner im November 2019 von ihm.

Dabei hatte der heute 50-Jährige mit dem FC Bayern keine sechs Monate zuvor Meisterschaft und DFB-Pokal gewonnen. Dazu kam der Supercup – die Titelsammlung von Kovac aus seiner Münchner Zeit zwischen Juli 2018 und November 2019 kann sich durchaus sehen lassen. «Niko Kovac hat auf jeden Fall mehr Titel geholt in seiner ersten Saison bei Bayern als ich. Das weiß ich», sagte der aktuelle Bayern-Coach Julian Nagelsmann. «Es ging trotzdem nicht perfekt aus in seiner Amtszeit.»

Wiedersehen mit Müller

Kritische Töne aus der Mannschaft und vor allem Sticheleien aus der Führungsebene begleiteten Kovac in München vom ersten Tag seiner Amtszeit an. Nun kommt es zum Wiedersehen – auch mit Nationalspieler Thomas Müller, den Kovac damals als «Notnagel» bezeichnete und meist in die zweite Reihe verbannte. Damals mischte sich sogar Müllers Frau ein. «Mehr als 70 Min bis der mal nen Geistesblitz hat», schrieb sie zu einem Foto, das Kovac am Spielfeldrand mit ihrem Mann zeigte, ehe dieser in der 71. Spielminute eingewechselt wurde. Es folgten große Aufregung, eine Entschuldigung und das Löschen des Posts.

Der Kroate dürfte also auch wegen solcher Anekdoten große Freude an einem möglichen Sieg am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) beim furios in die Saison gestarteten FC Bayern haben. Bislang hat der VfL in 25 Spielen aber nur zwei Unentschieden beim Rekordmeister holen können. «Jeder hat die Hoffnung, dass das erste Mal am Sonntag kommt», sagt er. Kovac ahnt, dass es nicht allzu viele Chancen geben dürfte: «Das Wenige, was uns geliefert wird, müssen wir annehmen.»

«Intrinsische Motivation»

Der 50-Jährige weiß, was den FC Bayern ausmacht – «intrinsische Motivation» – und er weiß, dass sein VfL Motivation und Kampfeswillen in der vergangenen Saison auf dem Platz komplett vermissen lassen hat. Bislang hat auch Kovac mit seinen Ideen noch keine ganz große Veränderung herbeiführen können. Zum Start in die neue Bundesliga-Saison reichte es vergangene Woche nur zu einem 2:2 gegen Aufsteiger Werder Bremen.

Für den gebürtigen Berliner könnte der Besuch in München daher ungemütlich werden. In den vergangenen sieben Partien in der bayerischen Landeshauptstadt kassierten die Wölfe in vier Spielen je mehr als vier Gegentreffer. Kovac ist gewarnt: «Das Schlimmste ist, wenn man in München auseinanderfällt und das darf nicht passieren.»

Von Felix Schröder, dpa

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