Kennt das Spielgeschehen aus der Praxis: Jürgen Jansen zu seiner aktiven Zeit als Schiedsrichter. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Michael Hanschke/Zentralbild/dpa)

Der frühe Bundesliga-Schiedsrichter Jürgen Jansen sieht beim Video-Schiedsrichtersystem (VAR) im deutschen Fußball mehrere Schwachstellen.

Zum einen gehe beim Begutachten strittiger Szenen durch den VAR zu viel Zeit verloren. «Wenn ein Check vier Minuten dauert, braucht man keinen Check, da sollte man die Entscheidung beim Schiedsrichter lassen», sagte Jansen der «Funke Mediengruppe» mit Blick auf die lange Pause beim 1:1 zwischen Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Köln.

Zum anderen monierte der 61-Jährige, dass Videobilder mitunter eine andere Realität darstellten als etwa das laufende Spiel. Als Beispiel nannte Jansen, der bis 2006 in der Bundesliga gepfiffen hatte und bis heute Unparteiische coacht, die Rote Karte gegen Schalkes Dominik Drexler am ersten Spieltag in Köln. «Im normalen Ablauf ist das keine Rote Karte, von der Kreisliga bis zur Bundesliga», urteilte Jansen. «Erst im Standbild oder in der Superzeitlupe sieht es dann nach Roter Karte aus, weil er mit dem Bein auf der Wade des Gegners steht.» Die Rote Karte für Drexler sei aber eine Fehlentscheidung gewesen, da die Aktion «nicht brutal», sondern einfach «unglücklich» gewesen sei.

Als drittes Problem würden durch den VAR immer wieder ähnliche Situationen unterschiedlich bewertet. Man müsse «damit umzugehen lernen, dass es auch mit VAR unterschiedliche Interpretationen von Szenen gibt», sagte der Essener, der generell auch befand, dass nur «eine Handvoll» Entscheidungen Anlass zur Kritik gäben: «Die meisten Entscheidungen sind richtig.»

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