Bayerns Trainer Julian Nagelsmann coacht seine Spieler während eines Spiels. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Bernd Thissen/dpa)

Beim Thema «Angstgegner» bekam Julian Nagelsmann große Ohren. «Ich habe schon gewartet, wann die Frage kommt», sagte der Trainer des FC Bayern.

Er hatte zuvor schon 20 Minuten ausführlich über das «Spitzenspiel» gegen Borussia Mönchengladbach, den von Lothar Matthäus zum neuen Lionel Messi hochgelobten Jungstar Jamal Musiala, seine «Qual der Wahl» bei der Aufstellung für Samstag und aufregende Champions-League-Abende gegen Robert Lewandowski und dessen neuen Club FC Barcelona gesprochen.

«Angstgegner» Gladbach? Nee, nicht für Nagelsmann – und auch nicht für seine brutal stark und torhungrig in die Saison gestarteten Stars, die heiß auf das nächste Spektakel im eigenen Stadion sind. «Am Ende ist es relativ egal, wie ich darauf antworte, ob nüchtern, demütig oder forsch», sagte Nagelsmann. Um dann hinzuzufügen: «Die Antwort gibt es am Samstagabend um 18.30 Uhr. Unsere Spieler haben vor keinem Gegner Angst, auch nicht vor Gladbach.» Es klang wie eine Drohung.

Duell des Ersten gegen den Zweiten

Bayern gegen Gladbach – der 50 Jahre alte Klassiker zwischen dem Dauerchampion und dem fünfmaligen Meister erfüllt als Duell Erster gegen Zweiter alle Voraussetzungen für ein großes Duell. Zumal die Borussia das Münchner Ensemble um Torwart Manuel Neuer und Thomas Müller in den vergangenen Jahren immer wieder ärgern und verwunden konnte – nicht nur bei der 5:0-Gala vor einem Jahr im DFB-Pokal.

Auch Borussen-Coach Daniel Farke war in seiner Pressekonferenz auf die «Angstgegner»-Thematik angesprochen worden und nicht groß auf diese eingestiegen. «Ach, das will ich gar nicht. Ich glaube auch nicht, dass Bayern München Angst vor Borussia Mönchengladbach hat, auch wenn wir in der Vergangenheit das eine oder andere positive Resultat erzielt haben», sagte der neue Borussen-Coach, der das Fohlen-Team offensichtlich neu belebt und neu inspiriert.

Gladbach gilt am vierten Spieltag quasi schon als letzte Liga-Hoffnung, einen weiteren Bayern-Alleingang zu stoppen. Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus, der für beide Vereine spielte, glaubt nicht an einen weiteren Coup seiner Borussia. «Ganz objektiv geantwortet, nein – so wie Bayern performt», sagte Matthäus (61) am Freitag: «Der eindeutige Favorit sind die Bayern. Ich tippe auf einen klaren Sieg.»

Farke: «Du sollst Fußball nie in Angst spielen»

Auch Farke ist sich der Außenseiterrolle seiner Borussia bewusst. «Bayern München ist aktuell das formstärkste und heißeste Team in ganz Europa. Keine Mannschaft war bislang in der Lage, dieser Mannschaft Paroli zu bieten», betonte der 45-Jährige. Man wolle aber mutig sein. «Du sollst Fußball nie in Angst spielen», sagte Farke – und das schon gar nicht als medial ernannter Bayern-Angstgegner.

Bei den Münchnern ist die heißeste Preisfrage vor dem Anpfiff, wen Nagelsmann zum Start in die Schlag-auf-Schlag-Wochen mit maximal 20 Bayern-Spielen bis zur großen WM-Pause Mitte November auf den Platz schickt. «Es ist nicht so leicht, die erste Elf auszuwählen», bekannte der 35-Jährige: «Ich habe die Qual der Wahl.»

Alphonso Davies ist wieder fit und kehrt in die Abwehrreihe zurück. Dafür muss einer der drei Innenverteidiger Matthijs de Ligt, Dayot Upamecano oder Lucas Hernández weichen. Auch die Nationalspieler Jamal Musiala und Serge Gnabry wollen nach dem jüngsten 7:0 in Bochum wieder in der Startelf stehen. Wobei Nagelsmann bei Super-Youngster Musiala zögert. Der 19-Jährige trainierte nach Adduktorenbeschwerden zwar wieder, habe aber «noch leichte Probleme», sagte der Coach.

Matthäus vergleicht Musiala mit Messi

Zum Topthema im Vorfeld wurde Musiala durch Fußball-Experte Matthäus. Dieser verglich die Spielweise des Youngsters mit der des mehrmaligen Weltfußballers Lionel Messi. «Er erinnert mich ein bisschen an Messi», sagte Matthäus. «Lionel hat natürlich auf einem extrem hohen Niveau über viele Jahre gespielt. Das muss Jamal noch beweisen», sagte Nagelsmann zur Matthäus-Aussage. Und: «Ich traue ihm das zu.»

Musiala besitzt laut Matthäus das «Potenzial zum Weltfußballer». Er könne «Nachfolger von Robert Lewandowski werden, nicht jetzt, nicht übermorgen», meinte Matthäus – aber irgendwann. Zum Stichwort Lewandowski und den anstehenden Champions-League-Duellen mit dem FC Barcelona hatte Nagelsmann auch noch etwas zu sagen: «Ich habe es erwartet», sagte er zur Auslosung und dem Wiedersehen mit Lewy.

Man habe die «anspruchsvollste Gruppe» mit Barça, Inter Mailand und Viktoria Pilsen erwischt, urteilte Nagelsmann: Statt «Losgruppe Glück» heiße es diesmal «Mördergruppe». Und Nagelsmann hat «im Kopf schon meinen Film gedreht» zum Wiedersehen mit Lewandowski. Aber zunächst einmal gibt es den Fußball-Klassiker gegen Gladbach.

Von Klaus Bergmann und Martin Moravec, dpa

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