Muss in Sevilla auf seinen Kapitän verzichten: BVB-Coach Edin Terzic. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marius Becker/dpa)

Kein Marco Reus, kein Mats Hummels – ohne personelle Hoffnungsträger ist Borussia Dortmund am Dienstagmorgen in die andalusische Sonne geflogen.

Die dringend benötigte Reaktion in der Champions League auf den x-ten Systemausfall beim sehnsüchtig erwarteten Angriff auf den FC Bayern München muss das Team richten, das in der Fußball-Bundesliga am Wochenende wieder so bitter enttäuschte. «Wir müssen jetzt bestmöglich gegen Sevilla punkten», forderte Trainer Edin Terzic am Dienstag in Andalusien, und Offensivspieler Julian Brandt sagte: «Es ist morgen die Aufgabe von zehn, elf Jungs, irgendwie den Switch hinzubekommen. Das Spiel ist eine gute Möglichkeit, den Wind irgendwie für uns zu drehen.»

Personelle Verstärkung wird es aber zumindest in Sevilla am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) noch nicht geben. Das zuvor in Aussicht gestellte Comeback von Kapitän Reus und die Rückkehr von Abwehr-Stabilisator Hummels zerschlugen sich. Auch Marius Wolf und Giovanni Reyna machten den Flug nach Südspanien nicht mit – anders als Stammkeeper Gregor Kobel, der zuletzt fünf Pflichtspiele verpasste. Aber auch der Schweizer ist wohl nur zum Training mitgereist, um am Samstag gegen den FC Bayern wieder auflaufen zu können. «Er ist hier, um das Trainingspensum zu erhöhen», sagte Terzic, der einen Einsatz offiziell noch offen ließ.

Suche nach Selbstvertrauen

Das Spiel in Andalusien ist enorm wichtig für das BVB-Gemüt vor dem Prestigeduell gegen die Bayern. Nach dem bitteren 2:3 beim 1. FC Köln zuletzt benötigt das Terzic-Team dringend Selbstvertrauen. Denn die Westfalen befinden sich einmal mehr in der Sinnkrise. Der Auftritt beim FC hinterließ zum wiederholten Mal Zweifel darüber, ob die Dortmunder in dieser Saison endlich mal wieder ein ernst zu nehmender Titelkonkurrent für die Münchner sein können. «Wir müssen Stabilität reinbekommen», forderte Terzic noch einmal. 

Sportchef Sebastian Kehl hatte zuvor bereits bemängelt, dass «Anspruch und Wirklichkeit deutlich» auseinander klaffen. Gerade das Spiel in Sevilla, das tief im Tabellenkeller der Primera División steckt, sollte der BVB gewinnen. Terzics Kollegen Julen Lopetegui droht bereits das Aus. In den beiden Spielen gegen die Spanier am Mittwoch und daheim in der kommenden Woche können die Dortmunder bereits die Weichen für das Achtelfinale stellen. 

Terminhatz bis zur WM-Pause

Das Hinspiel ist Auftakt einer Terminhatz von zwölf Spielen in nur 38 Tagen bis zur WM-Pause. «Jetzt müssen wir jede Aufgabe annehmen», forderte Terzic, der zudem deutlich entschiedener und fordernder nach der Enttäuschung in Köln auftreten will. Nur neue personelle Impulse kann er kaum setzen. Lediglich im Angriff dürften der bislang so gar nicht funktionierende Sebastién-Haller-Ersatz Anthony Modeste eine Pause und Youssoufa Moukoko eine Chance erhalten.

Ansonsten aber mangelt es ausgerechnet vor den intensiven Wochen an Alternativen. Vor allem in der Abwehr fehlt Routinier Hummels. Dabei geht es ohne den Weltmeister von 2014 noch nicht wirklich. Neun Gegentreffer kassierte Dortmund in den 208 Minuten ohne Hummels. In den 512 Bundesliga-Minuten mit ihm fiel nur ein Gegentor. Die Neuzugänge Nico Schlotterbeck und Niklas Süle stecken im Tief. Auch für Reus kommt das Spiel in Sevilla noch zu früh. Nach seiner Fußverletzung im Derby gegen den FC Schalke (1:0) Mitte September hatte Terzic das schnelle Comeback in der Vorwoche dabei schon ins Spiel gebracht. Auch der ebenfalls erkrankte Wolf und der verletzte Reyna stehen noch nicht zur Verfügung. Sie hätten sinnvolle Alternativen für eine Rotation sein können.  

Carsten Lappe, dpa

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