Leverkusen-Stürmer Patrik Schick verschießt einen Elfmeter. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Luis Vieira/AP/dpa)

Kurz nach seinem nächsten Rückschlag als Trainer von Bayer Leverkusen verschwand Gerardo Seoane zügig in den Katakomben.

Im Anschluss an das 0:2 (0:0) beim FC Porto klatschten noch ein paar seiner Profis mit den Fans ab, der Schweizer war nach der bitteren Niederlage in der Champions League nicht mehr auf dem Rasen zu sehen – und er muss jetzt mehr denn je um seinen Job bangen.

«Wir sind sehr enttäuscht über das Resultat», sagte Seoane kurz darauf sichtlich ernüchtert. In der ersten Halbzeit habe sein Team «eine komplette Leistung gezeigt. Ich finde, dass wir, für die Situation, in der wir sind, sehr viele Chancen kreiert haben, für die du dich auch belohnen musst.» Nach der Pause sei es aber «nicht gelungen, die gleiche Leistung zu bringen».

Die Niederlage in Portugal durch Tore von Zaidu (69.) und Galeno (87.) erhöht nach dem 0:4-Debakel beim FC Bayern den Druck auf Seoane beim Vorletzten der Fußball-Bundesliga nochmal deutlich. Ein Nachfolger wird auch schon gehandelt. Laut des US-Senders ESPN soll der frühere Bayern-Profi Xabi Alonso Favorit auf eine mögliche Nachfolge des Schweizers sein.

«Wechselbad der Gefühle» für Seoane

Die Leistung und die Einstellung des Teams über weite Strecke waren aber Argumente dafür, dass Seoane wohl noch sein Job-Endspiel am Samstag gegen den FC Schalke bekommen wird. Gewinnt der Schweizer mit der Werkself aber auch gegen den Aufsteiger nicht, wird seine Zeit in Leverkusen ziemlich sicher zu Ende gehen.

Das ganze emotionale Wechselbad der Gefühle für Seoane kulminierte kurz vor der Pause, als Porto traf, das Tor aberkannt wurde, Bayer dafür einen Handelfmeter bekam und Patrik Schick diesen verschoss (45). Zuvor war schon ein Treffer von Callum Hudson-Odoi aberkannt worden (15.). Zu allem Überfluss sah Jeremie Frimpong nach wiederholtem Foulspiel auch noch Gelb-Rot (88.)

Seoane hatte sich im Vorfeld gelassen gegeben nach der Ansage von Clubchef Fernando Carro, der öffentlich erklärte hatte, der Verein sei «nicht unvorbereitet auf einen Trainerwechsel. Er finde das «nur professionell», sagte der 43-Jährige und versicherte: «Ich persönlich kann mit dieser Situation gut umgehen.»

Sein auf drei Positionen verändertes Team war schnell um Spielkontrolle bemüht und versuchte, über Ballbesitz Sicherheit zu bekommen. Vor den Augen des langjährigen Sportchefs Rudi Völler, der das Team in seiner neuen Funktion als Mitglied des Gesellschafterausschusses begleitete, waren Frimpong und Moussa Diaby auf der rechten Außenbahn Aktivposten. Für drei Minuten schien es so, als habe sich Bayer schnell belohnt, als Hudson-Odoi volley am langen Eck einen schönen Spielzug erfolgreich abschloss. Doch nach Ansicht mehrerer TV-Bilder stellte das englische Schiedsrichter-Gespann fest: Robert Andrich hatte bei der Balleroberung zuvor Foul gespielt.

Bayer-Stürmer Schick scheitert vom Punkt

Danach verflachte das Spiel, bis sich kurz der Pause die Ereignisse überschlugen. Zunächst parierte der zuletzt oft patzende Bayer-Keeper Lukas Hradecky stark gegen Mateus Uribe (40.), dann scheiterte Schick an Diogo Costa (41.), im Gegenzug schoss Mehdi Taremi das vermeintliche 1:0 für Porto. Wegen eines Handspiels zuvor von David Carmo im eigenen Strafraum wurde der Treffer nicht nur aberkannt, es gab stattdessen Elfmeter für Bayer – den Schick verschoss. Was das Ganze noch skurriler machte: Zehn Tage zuvor hatte der Tscheche im Länderspiel gegen Portugal ebenfalls einen Strafstoß verschossen. Und wer stand auch da im Tor? Diogo Costa. Damals hatte Schick übers Tor geschossen, diesmal hielt der Portugiese. Statt 0:1 oder 1:0 hieß es zur Pause also 0:0.

Nach der Pause wurde das Spiel vor 42.399 Zuschauern wild und zerfahren. Statt großer Torchancen gab es nun nur noch vier Gelbe Karten innerhalb von zehn Minuten als Aufreger. Von Zaidus Tor erholte sich Bayer aber nicht mehr.

Großer Pechvogel bei den Portugiesen war Wendell. Der Linksverteidiger, der zwischen 2014 und 2021 insgesamt 250 Pflichtspiele für Bayer absolvierte, musste nach einem Foul von Adam Hlozek in der 12. Minute lang am Fuß behandelt werden. 20 Minuten später rammte ihn sein eigener Torhüter bei einem Rettungsversuch um. Der Brasilianer lag benommen auf dem Boden, kehrte aber erneut zurück und hielt bis zur 63. Minute durch.

Nils Bastek und Holger Schmidt, dpa

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