1899 Hoffenheim feierte eine souveränen Auswärtssieg auf Schalke. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Bernd Thissen/dpa)

Frank Kramer blickte mit trauriger Miene ins Leere, auf den Rängen waren vereinzelte «Kramer raus!»-Rufe zu hören: Nach dem nächsten Rückschlag dürfte der Trainer beim FC Schalke 04 kaum noch zu halten sein.

Der Bundesliga-Aufsteiger kassierte nach einer lange engagierten, aber glücklosen Leistung beim 0:3 (0:2) am Freitagabend zu Hause gegen die TSG Hoffenheim die vierte Niederlage in Serie. 

In der Kabine habe «natürlich eine Totenstille» geherrscht, verriet Torjäger Simon Terodde bei DAZN. Auch Sportdirektor Rouven Schröder war «einfach enttäuscht» – eine Entscheidung in der Trainer-Frage wollte er unmittelbar nach dem Spiel nicht fällen: «Gar nichts steht fest. Frank Kramer ist unser Trainer, trotzdem werden wir das Spiel analysieren.» Der Coach sei «ein Kämpfer», der alles dafür tun wolle, «dass die Mannschaft wieder erfolgreich spielt». Kramer bestätigte das: «Ich habe schon noch Power und Energie – an dem soll es nicht fehlen.» 

Schalkes Sportliche Leitung hatte zuvor eine Reaktion des Teams gefordert, die in kämpferischer Hinsicht auch erfolgte – doch Punkte wanderten erneut keine auf das Konto. Stattdessen hatte das Kramer-Team viel Pech bei zwei Pfostentreffern und zwei berechtigten Elfmetern für Hoffenheim, die aber erst nach Intervention des Videoschiedsrichters gegeben wurden.

Skov trifft doppelt

Robert Skov verwandelte beide Strafstöße sicher (11. Minute/59.). Zudem traf Munas Dabbur (45.+2) kurz vor der Pause während einer Schalker Drangphase nach einem Konter. Dadurch rückt das Team des früheren Schalker Trainers André Breitenreiter zumindest für einen Tag auf Champions-League-Platz drei vor. «Wir haben wieder eine gute Leistung gezeigt und waren effektiver», sagte TSG-Mittelfeldspieler Grischa Prömel.

Nach dem zehnten Spieltag fällt Schalke dagegen in jedem Fall auf einen direkten Abstiegsplatz zurück. Ob Kramer am Dienstag beim erneuten Duell beider Clubs im DFB-Pokal in Sinsheim noch einmal auf der Schalker Bank sitzen wird, war bei Spielende noch unklar. Nach dem dritten Hoffenheimer Tor hatte es wie schon zuletzt beim 0:4 bei Bayer Leverkusen «Kramer raus»-Rufe einiger Fans gegeben.

Hoffenheim ohne Kramaric

Hoffenheim musste kurzfristig auf seinen Topstürmer Andrej Kramaric verzichten, der nach einem Schlag auf das Sprunggelenk nicht einsatzfähig war. Bei Schalke wechselte der angezählte Kramer seine Startelf dreimal, auf einen taktischen Wechsel von der Vierer- auf eine Dreierabwehrkette verzichtete er aber scheinbar. Denn mit zunehmender Spieldauer wurde die Defensivtaktik recht wild. Genau war die Idee dabei nicht zu erkennen. 

Schon direkt nach dem Anpfiff hatten sich Kramers Sorgen erhöht, Schalke half beim 0:1 kräftig mit. Im Strafraumgewühl kam Leo Greiml im Kampf um den Ball gegen Christoph Baumgartner zu spät, der österreichische Innenverteidiger trat seinen Landsmann an das Schienbein. Schiedsrichter Florian Badstübner blieb nach Ansicht der Bilder auf dem Videomonitor keine andere Wahl, als auf den Punkt zu zeigen. Skov verwandelte sicher. 

Die Königsblauen ließen sich nicht hängen, was die Fans mit lautstarken Anfeuerungen honorierten. Der Einsatz stimmte, die Knappen erkämpften sich Tormöglichkeiten. Bei der Doppelchance von Florent Mollet und Thomas Ouwejan nach einer halben Stunde verhinderte erst der Pfosten und dann Gäste-Torhüter Oliver Baumann den eigentlich verdienten Ausgleich. 

In der Abwehr offenbarte Schalke jedoch erneut große Lücken bei Kontern. Kramaric-Ersatz Georginio Rutter nahm die Einladung zum 2:0 aber nicht an (23.). Besser machte es Dabbur kurz vor der Halbzeit mit einem sehenswerten Schlenzer. Dabei wurden die Schalker, die vorne durch Simon Terodde eine Chance vergaben, erneut bei einem Tempogegenstoß förmlich überrannt. 

Kramer reagierte und brachte zur Halbzeit Schalke-Eigengewächs Mehmet Aydin für Cedric Brunner – doch das Pech blieb Schalke hold. Fast unmittelbar nach dem Pfostentreffer von Marius Bülter (56.) verursachte Ouwejan einen Handelfmeter, den Skov zur Vorentscheidung nutzte. Danach ließen die Gäste Ball und Gegner geschickt laufen.

Carsten Lappe und Jörg Soldwisch, dpa

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