Dominik Kohr (r) sorgte beim Mainzer Sieg gegen Köln für die Vorentscheidung. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Thomas Frey/dpa)

Von den Mainzer Rängen schallte es: «Oh, wie ist das schön!» 174 Tage hatten die FSV-Anhänger warten müssen, ehe der Heimfluch in der Fußball-Bundesliga beendet wurde. Und besser hätte eine perfekte Woche von den Rheinhessen nicht abgerundet werden können.

Die Mainzer besiegten den 1. FC Köln am Freitagabend mit 5:0 (3:0) und sprangen damit zumindest für einen Tag auf einen Champions-League-Platz. Für die Mainzer, die ihren letzten Heimsieg am 30. April beim 3:1 gegen den FC Bayern gefeiert hatten, war es nach dem 2:0 bei Werder Bremen und dem 3:0 im Pokal beim VfB Lübeck der dritte Sieg innerhalb von sechs Tagen. 

«Es war ein schönes Spiel. Ich freue mich, dass wir unseren Fans ein Fußballfest beschert haben. Wir wussten, dass es fällig ist, dass wir endlich mal drei Punkte zu Hause holen», sagte der Mainzer Karim Onisiwo bei Internet-Sender DAZN und ergänzte: «Ich hatte heute einen guten Tag. Ich habe ein paar Spiele nicht getroffen. Das tut gut für die Seele.»

«Gebrauchter Abend» für Köln

Der FC kassierte indes zwei Wochen nach dem 2:5 in Gladbach eine weitere herbe Auswärtsniederlage und findet sich im vorderen Tabellenmittelfeld wieder. Letztmals hatte der FC vor einem Jahr am 15. Oktober 2021 beim 0:5 in Hoffenheim so hoch verloren. «Wieder ein früher Rückstand, wieder selbstverschuldet, wieder lange in Unterzahl gespielt. Wir sind eigentlich gut reingekommen. Zum Schluss haben wir viele Tore kassiert. Ein gebrauchter Abend. Wir müssen aus den Situationen lernen, und das so schnell wie möglich», sagte FC-Spieler Kainz.

Marcus Ingvartsen per Foulelfmeter (11.), Dominik Kohr (35.), Anton Stach (40.), Aaron per Freistoß (73.) und Karim Onisiwo (83.) schossen vor den Augen von Bundestrainer Hansi Flick den deutlichen FSV-Erfolg heraus. Nur viermal zuvor hatten die Mainzer zuvor in der Bundesliga-Historie 5:0 gewonnen. Dabei musste der FC mehr als eine Stunde in Unterzahl agieren, nachdem Luca Kilian wegen wiederholten Foulspiels die Gelb-Rote Karte gesehen hatte (28.).

Ingvartsen-Elfer sorgt für Diskussionen

Der Elfmeter Ingvartsen sorgte für einige Diskussionen. Beim Schuss hatte es ein wenig den Anschein, dass der Däne den Ball zuvor ganz leicht schon mit dem rechten Fuß berührt hatte. Der Video-Schiedsrichter schritt allerdings nicht ein. «Die Vermutung ist durchaus berechtigt. Auch wir haben eine Lupe draufgelegt. Wir haben uns das in Köln 100 Mal angeschaut. Die Kollegen haben das sehr akribisch gemacht, aber nicht zweifelsfrei belegen können, dass es so ist», sagte DFB-Projektleiter Jochen Drees beim Internet-Sender DAZN: «Wir können nur korrigieren, wenn es einen klaren Beleg dafür gibt.»

Bloß nicht wieder einem Rückstand hinterherlaufen, hatte Kölns Trainer Steffen Baumgart als Ziel ausgegeben. Doch die Hoffnung auf einen besseren Spielverlauf war vor 31.610 Zuschauern schnell dahin. Nachdem der Mainzer Onisiwo im Strafraum den Kölner Kilian kreuzte, kam es zum Kontakt. Ingvartsen ließ sich die Chance nicht nehmen und erzielte im vierten Pflichtspiel in Folge jeweils ein Tor. Womöglich war der Treffer aber nicht regelkonform. Beim Schuss hatte es ein wenig den Anschein, dass der Däne den Ball ganz leicht schon mit dem rechten Fuß berührt hatte. Eine Überprüfung der Szene gab es nicht mehr, sodass der FC im elften Spiel zum neunten Mal in Rückstand geriet. 

Das Duell zwischen Onisiwo und Kilian ging Mitte der ersten Halbzeit in die nächste Runde. Wieder war der Österreicher an der Außenlinie schneller und nur durch einen leichten Bodycheck von Kilian zu stoppen, was folgerichtig zum Platzverweis führte.

Bis dahin waren die Kölner keineswegs die schlechtere Mannschaft. Zwar startete Mainz nach 70 Sekunden mit einem Lattenschuss durch den Südkoreaner Jae-Sung Lee, doch zweimal Linton Maina (2. und 4.) sowie Steffen Tigges (14.) besaßen gute Möglichkeiten für die Geißböcke.

FC-Coach Baumgart bedient 

Doch bei den Gastgebern lief dieses Mal alles perfekt zusammen. Ein abgeblockter Schuss von Kohr kam zum Mittelfeldspieler zurück, der im zweiten Anlauf traf. Kurz darauf setzte Stach den Ball aus halbrechter Position ins Tor. Baumgart war in der Coaching-Zone entsprechend bedient.

Geschlagen gaben sich die Kölner aber nicht. Kurz nach Wiederanpfiff hatte Florian Kainz die große Chance zum Tor, als er per Freistoß den Innenpfosten traf (57.). Der Österreicher war nach seiner Gelb-Rot-Sperre wieder ins Team gerückt. Im Gegenzug jubelten die Mainzer nach einem Tor von Angelo Fulgini, doch dieses Mal schaltete sich der Video-Schiedsrichter ein (60.).

Zuvor hatte Onisiwo den Ball beim missglückten Schuss von FC-Torhüter Marvin Schwäbe an den Arm bekommen. Genauso wurde ein Treffer von Jonathan Burkardt in der Schlussphase zurückgenommen (81.). Regelkonform waren aber die Tore des Spaniers Aaron mit einem sehenswerten Freistoß und Onisiwo, der den Ball Schwäbe durch die Beine spitzelte. 

Andreas Schirmer und Stefan Tabeling, dpa

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