Hat erklärt bei der WM auf die «One-Love-Binde» verzichten zu wollen: Frankreichs Torwart und Kapitän Hugo Lloris. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa)

Mit einer mehrfarbigen One-Love-Kapitänsbinde wollen Manuel Neuer und die Kapitäne anderer Nationalteams in Katar ein Zeichen für Vielfalt und Menschenrechte setzen. Für Gesprächsstoff sorgt nun, dass ausgerechnet Frankreich als Land der Freiheit ausschert und auf die Binde bei der Fußball-WM verzichten will.

Nein, er werde die Binde nicht tragen, er habe sich dazu klar geäußert, betonte Frankreichs Kapitän Hugo Lloris. Er wolle das Gastgeberland respektieren und stelle sich hinter den Präsidenten des französischen Fußballverbandes (FFF), Noël Le Graët, der sich gegen die Binde ausgesprochen habe, hatte er schon am Vorabend erläutert. «Wenn man Ausländer in Frankreich aufnimmt, möchte man, dass sie sich an unsere Regeln halten und unsere Kultur respektieren. Das werde ich auch tun, wenn ich nach Katar gehe. Man kann damit nicht einverstanden sein, aber ich werde Respekt zeigen», sagte Lloris auf einer Pressekonferenz.

«Bevor man etwas unternimmt, braucht man die Zustimmung der FIFA und der FFF. In dieser Angelegenheit habe ich meine persönliche Meinung, die sich mit der des Präsidenten deckt.»

Der DFB hatte Ende September die gemeinsame Aktion mit anderen Topnationen angekündigt. Auf der mehrfarbigen Kapitänsbinde steht «One Love». Kritik war an der Farbgebung aufgekommen, weil diese nicht die Regenbogenflagge darstellt. Eine solche Kapitänsbinde hatte Neuer während der EM 2021 getragen. Der Regenbogen gilt als Symbol der Freiheit für die LGBTIQ*-Gemeinschaft. Die englische Abkürzung steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transmenschen, intergeschlechtliche sowie queere Menschen, das Sternchen ist Platzhalter für weitere Identitäten und Geschlechter.

Trotz des Verzichts auf die One-Love-Binde positioniert sich die französische Nationalmannschaft klar für die Achtung der Menschenrechte und gegen jegliche Form von Diskriminierung. In einem offenen Brief kündigten die «Bleus» an, den Einsatz von Nichtregierungsorganisationen für die Menschenrechte finanziell zu unterstützen. «Wir sind uns auch bewusst, dass der Fußball eine Verantwortung trägt, um sicherzustellen, dass die Menschenrechte wie auch unsere Umwelt respektiert werden, und dass jeder von uns seinen Teil dazu beitragen muss», hieß es in dem Schreiben.

Mit dem Verzicht auf die One-Love-Binde vermeidet Frankreich es auf jeden Fall, seinen wichtigen Wirtschaftspartner Katar zu brüskieren. Kürzlich erst machte Katar den französischen Konzern Total zum ersten internationalen Partner beim weltgrößten Flüssiggasprojekt. Und im Frühjahr schob Frankreich einen strategischen Dialog mit Katar an – Schwerpunkte sollen Energie, Verteidigung sowie Investitionen in die Wirtschaft sein. Wie die Zeitung «Le Monde» berichtete, stieß es Katar schon übel auf, dass sich etliche französische Großstädte zu einem Public-Viewing-Boykott gegen die WM entschieden, auch um gegen Menschenrechtsverstöße in dem Land zu protestieren.

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