Der Schweizer Breel Embolo traf zum Sieg gegen Kamerun. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Petr Josek/AP/dpa)

Breel Embolo wirkte überwältigt. Erstes Tor bei einer Fußball-WM. Und dann auch noch gegen sein Heimatland. Es schien, als wüsste der Schweizer Nationalstürmer gar nicht, wohin mit den Emotionen.

Für den weiteren Verlauf des Turniers dürfte sein Treffer zum 1:0 (0:0) im ersten Spiel gegen Kamerun den Eidgenossen und vor allem Embolo aber ordentlich Auftrieb geben.

«Extrem stolz» sei er, sagte der frühere Schalker und Gladbacher nach dem wichtigen Auftaktsieg der Schweiz in der anspruchsvollen Gruppe G, in der noch Rekordweltmeister Brasilien und Serbien warten. «Nach so langer Zeit und so viel Gerede» habe er sich mit seinem ersten Treffer bei einer WM-Endrunde einen Traum erfüllt. Er sei auch «stolz für meine Familie», sagte der 25-Jährige.

Wohl deshalb freute er sich auch eher nach innen. Embolo wurde in Kameruns Hauptstadt Yaoundé geboren, verließ das Land als Kind mit seiner Mutter aber. Seit Ende 2014 hat er auch den Schweizer Pass, 2015 debütierte er im A-Nationalteam der Eidgenossen. Sein zwölftes Länderspiel-Tor dürfte nun sein speziellstes gewesen sein.

Eine «spezielle Geschichte» für Embolo

Der Jubel des Profis vom französischen Erstligisten AS Monaco über den entscheidenden Treffer in der 48. Minute hatte fast entschuldigend gewirkt. Die Glückwünsche der Kollegen nach dem Abpfiff hatte Embolo auch eher zurückhaltend entgegengenommen. Bevor er das Al-Dschanub Stadion am Donnerstag verließ, wünschte er den Kamerunern für ihre nächsten Spiele in Katar noch «alles Gute».

Immerhin bezeichnet sich Embolo selbst als großen Fan der Mannschaft. Er sei gleichermaßen froh, seine Wurzeln in Kamerun zu haben wie für die Schweiz spielen zu können, hatte er schon vor der Partie betont. Einen Treffer hatte er sich trotzdem, ganz dem Stürmer-Naturell entsprechend, fest vorgenommen.

«Es freut mich, dass er sein Tor machen konnte. Ich hoffe, das gibt ihm auch für die nächsten Spiele Selbstvertrauen. Das braucht er und wir brauchen ihn», sagte Embolos Teamkollege Djibril Sow von Eintracht Frankfurt. Das sei schon eine «spezielle Geschichte» für Embolo, betonte der Schweizer Torwart Yann Sommer von Borussia Mönchengladbach. «Er hat seine Aufgabe erfüllt, darüber sind wir sehr glücklich», sagte Nationaltrainer Murat Yakin.

Selbst Kameruns Coach Rigobert Song sagte: «Ich freue mich für ihn und bin auch stolz für ihn.» Er sei «so etwas wie sein großer Bruder», so der Rekordnationalspieler der Afrikaner. «Wir haben schon öfters telefoniert. Ich wollte ihm einfach Glück wünschen. Es geht hier um Fairplay. Wir kommen schließlich aus der gleichen Familie, auch wenn wir in unterschiedlichen Mannschaften spielen.»

Widmer: «War sicher keine perfekte Leistung»

Für die ambitionierten Schweizer war Embolos Tor extrem wichtig. Lange Zeit hatten sie viel Ballbesitz, aber kaum zündende Ideen. Kamerun konterte mitunter sehr gefährlich. Die ersten 20 Minuten nach der Pause waren die besten im Spiel der Eidgenossen. Embolo traf, der Augsburger Ruben Vargas ließ das 2:0 liegen. «So wollen wir spielen», kommentierte Mittelfeldmann Sow diese Phase. «Es war sicher keine perfekte Leistung, aber eine, auf der wir aufbauen können», sagte der Mainzer Silvan Widmer, der rechts in der nicht immer sicher wirkenden Schweizer Abwehr spielte.

«Wir genießen mal den Moment», sagte Trainer Yakin, der die zweitälteste Startelf der Schweizer WM-Historie aufgeboten hatte. Die ersten drei Punkte sind eingefahren. Gegen die deutlich offensiver ausgerichteten Brasilianer erwarte er am Montag «ein komplett anderes Spiel», so der 48-Jährige. Die Schweizer, von denen mehrere Leistungsträger wie Kapitän Granit Xhaka oder Ex-Bayern-Profi Xherdan Shaqiri inzwischen 30 Jahre oder älter sind und womöglich ihre letzte WM bestreiten, wollen unbedingt weiter kommen als zuletzt zweimal bis ins Achtelfinale. Der erste Schritt ist dank Embolo getan.

Christoph Lother und Holger Schmidt, dpa

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