Marokkos Jawad El Yamiq jubelt nach dem Sieg. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Tom Weller/dpa)

Spätestens im Halbfinale wird Walid Regragui diese ganze Fußball-Weltmeisterschaft wie eine Reise auf einen anderen Stern vorkommen.

Nach nur acht Spielen als Nationaltrainer für Marokko kämpft der im französischen Corbeil-Essonnes geborene 47-Jährige nun in Katar um den Einzug ins Endspiel – gegen Titelverteidiger Frankreich. Noch bevor der Gegner am Samstagabend feststand, hatte Regragui gesagt: «Warum sollten wir nicht davon träumen, eine WM zu gewinnen? Es kostet nichts, Träume zu haben.»

Als erster WM-Halbfinalist aus Afrika sorgten die Marokkaner für Jubelfeiern auch in deutschen Städten. Über eine Halbzeit lang hatte das Team von Regragui in Doha gegen Ex-Europameister Portugal mit dem nur eingewechselten Cristiano Ronaldo die 1:0-Führung durch Youssef En-Nesyri (42. Minute) verteidigt. Auch dann noch mit unbändiger Leidenschaft, als die ersten Spieler des Außenseiters mit Muskelkrämpfen kämpften.

«Es ist sehr hart, uns zu schlagen. Das ist die Botschaft, die ich senden möchte», sagte Regragui nach dem Triumph im ohrenbetäubend lauten Al-Thumama Stadion. Der 52-fache Nationalspieler Marokkos hat es als ehemaliger Abwehrspieler geschafft, dass seine Auswahl weiterhin mit nur einem Gegentor durchs Turnier marschiert – und das war ein Eigentor beim 2:1 gegen Kanada. Großen Anteil daran hat Torhüter Bono vom FC Sevilla, der nach dem Viertelfinal-Sieg als «Man of the Match» gekürt wurde.  

«Wir haben so viele Menschen auf der Welt glücklich gemacht«, sagte sein Coach und fand einen Vergleich in einer Boxer-Legende, in einem berühmten Film gespielt von Sylvester Stallone: «Wir sind der Rocky dieser WM. Wenn man Rocky Balboa gut findet, dann wegen seiner Leidenschaft. Man muss träumen und daran glauben.» 

Marokko musste allerdings bei den beiden Siegen in der K.o.-Runde gegen Spanien und Portugal viel einstecken: Noussair Mazraoui vom FC Bayern fehlte krank, Nayef Aguerd von West Ham verletzt. Kapitän Romain Saiss von Besiktas Istanbul musste verletzt vom Rasen getragen werden. Der Ex-Dortmunder Achraf Hakimi, so der Coach, habe «sich schlecht gefühlt, aber er hat gekämpft.» 

Der eingewechselte Walid Cheddira sah in der hektischen Schlussphase zudem Gelb-Rot. «Ich habe 26 Spieler. Wenn man  dieses Turnier gewinnen will, muss man an alle glauben», erklärte  Regragui. «Wenn einer verletzt oder krank ist, kommt ein anderer dafür rein. Ich hoffe, dass Mazraoui zurückkommt, er ist sehr wichtig für das Team.»

Ulrike John, Miriam Schmidt, Nils Bastek und Sebastian Stiekel, dpa

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