Blickt auf eine lange Kommentator-Laufbahn zurück: Béla Réthy. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Axel Heimken/dpa)

Co-Kommentator Sandro Wagner hält ZDF-Mann Béla Réthy vor dessen letztem Einsatz am Mikrofon für einen der Größten seines Fachs.

Der Ex-Nationalspieler wird beim WM-Halbfinale am Mittwoch (20.00 Uhr/ZDF und MagentaTV) zwischen Frankreich und Marokko neben Réthy sitzen, wenn dieser sein letztes Fußballspiel kommentiert. 

«Béla Réthy ist eine absolute Legende. Ich bin mit seiner Stimme groß geworden, und ich weiß gar nicht mehr, wie viele große Spiele ich geschaut habe, in denen er der Kommentator war», sagte Wagner der Deutschen Presse-Agentur in Doha. «Er ist ein überragender Typ, nicht nur am Mikrofon.» Réthy war seit 1986 bei allen Fußball-Weltmeisterschaften für das ZDF im Einsatz und seit 1994 als Live-Reporter bei allen großen Turnieren. 

«Werde deine Stimme vermissen»

«Es ist etwas ganz Besonderes für mich, dass ich bei seinem letzten Spiel an seiner Seite sitzen darf. Seine Stimme wird dem deutschen Fernsehen fehlen», sagte der 35-jährige Wagner. Réthy wird am Mittwoch zudem seinen 66. Geburtstag feiern.

Auch der langjährige Kommentatoren-Kollege Marcel Reif würdigte Réthy. «Ich werde deine Stimme vermissen, wenn der Ball rollt im TV», schrieb der 73-Jährige in der «Bild». «Aus Respekt und Demut vor dem Spiel und deiner Kundschaft hast du geredet wie ein normaler Mensch; wohl auch, weil du begriffen hattest, dass es bei aller Ambition und Eitelkeit nicht darum geht, nachzuweisen, dass man als Reporter im Nebenjob glatt auch noch einen Bezirksligisten trainieren könnte.»

Wenig Wehmut bei Réthy selbst

Réthy selbst verspürt kurz vor seinem letzten Einsatz nur wenig Wehmut. «Vielleicht ist es anders, wenn ich zum letzten Mal den Kopfhörer mit dem Mikro absetze und zum Parkplatz latsche. Mal sehen», sagte er der «Süddeutschen Zeitung».

«Ich habe eine gewisse Distanz zum Geschäft aufgebaut. Der Fußball ist kälter geworden, die Emotionen kleiner», sagte Réthy. «Ich habe mehr Vorfreude auf das, was kommt. Ich habe einen Enkelsohn in Berlin, Jonathan, den kann ich heranwachsen sehen. Und ich verspüre Lust auf Terminlosigkeit, auf Laissez faire, nicht mehr Fußball gucken zu müssen. Vielleicht überlagert das die Wehmut.»

Wenige Stunden vor seiner Abschiedsvorstellung würden «die Gefühle Karussell fahren», sagte Réthy im «Morgenmagazin» des ZDF zwar. «Aber ich habe sie alle noch im Griff.» Bestimmte Schlussworte habe er sich noch nicht überlegt, so der 66-Jährige. «Ich mache das aus der Emotion heraus – so wie alles. Mal gelingt es, mal nicht.» 

Sein speziellstes Spiel sei möglicherweise das WM-Finale 2002 zwischen Deutschland und Brasilien (0:2) gewesen, erzählte Réthy. Zum einen sei es das Duell der «zwei WM-Giganten» gewesen. Zudem ist Réthy unter anderem in Brasilien aufgewachsen.

Réthy war seit 1986 bei allen Fußball-Weltmeisterschaften für das ZDF im Einsatz, seit 1994 als Live-Reporter bei allen großen Turnieren. Die Atmosphäre in Katar bei seinem letzten Turnier wertet er als «inszeniert. In Brasilien oder Italien musst du nichts machen. Da passiert eine WM von alleine. Hier? Gab’s Stimmungsmacher mit Megafonen, die Stimmung konstruierten. Viel Fassade.»

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